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Tag der Pressefreiheit

Reporter zeigen Grenzen


Es geht den »Reportern ohne Grenzen« am Tag der Pressefreiheit nicht um die Journalisten, nicht um Zeitungen und nicht ums Fernsehen. Wenn diese Berufsgruppe unter vielen jedoch besonders gefährliche Arbeitsbedingungen an den Krisenherden dieser Welt beklagt, geht das alle an.
Gewalt und Unterdrückung sind schlimm genug. Wenn niemand mehr vom Unrecht hinter hohen Sichtschutzzäunen erfährt, haben Diktatoren, Regime, aber auch die vermeintlichen Hüter ihrer eigenen Sicht der Dinge leichtes Spiel.
Denn ohne Informationsmöglichkeiten von dritter Seite bleibt die Wahrheit auf der Strecke. Das Ende des Kalten Krieges wiegt viele in der falschen Gewissheit, staatlicher Dirigismus sei auf dem Rückzug.
Die vielen kleinen Kriege, auch die unübersichtliche Lage im Nachkriegs-Irak und die Gängelung formal freier Berichterstattung in westlichen, aufgeklärten Systemen stehen dem Informationsanspruch aller Menschen im Wege.
Journalisten beenden weder Gewaltakte noch befreien sie Geiseln oder bringen demokratische Verhältnisse. Aber ihre bloße Anwesenheit kann schon Fortschritt im Sinne der Menschlichkeit bedeuten. Neutrale Berichte sind nur so gut, wie der Rechercheur Zugang zu den Informationen findet. Als getreuer Chronist wird er seine Quellen nennen und dem Leser die Bewertung überlassen. Das reicht.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 04.05.2005