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Heizen wird
immer teurer

Nebenkosten um 15 Prozent gestiegen

Von Andreas Kolesch
Bielefeld (WB). Ungezählte Mieter und Immobilieneigentümer in Ostwestfalen-Lippe erwartet eine böse Überraschung bei der Nebenkostenabrechnung. Die fällt laut Mieterbund um durchschnittlich 15 Prozent höher aus als im Vorjahr. Hauptursache: Die enorm gestiegenen Gas- und Heizölpreise.

Noch niemals zuvor mussten Verbraucher in Deutschland so viel Geld für Wärmeenergie bezahlen wie in der am 30. April beendeten Heizperiode 2004/05. Eine 3000-Liter-Füllung Heizöl kostete im Jahresdurchschnitt 1338 Euro. Das waren nach Berechnung des Fachmagazins »Brennstoffspiegel und Mineralölumschau« 289 Euro mehr als im Jahr zuvor - eine Steigerung um 27 Prozent. Dennoch war das Heizen mit Öl laut »Brennstoffspiegel« um 23 Prozent günstiger als das mit Gas. Durchschnittlicher Preisvorteil: 280 Euro.
Weitere Preiserhöhungen sind absehbar. Der Bund der Energieverbraucher verweist auf eine Studie des Investmenthauses Goldmann Sachs von Ende März. »Wir glauben, die Ölmärkte könnten gerade erst am Anfang einer Phase des Superanstiegs stehen«, heißt es dort.
Nicht nur Heizöl-, auch Erdgas-Kunden zahlen drauf. Beispiel Stadtwerke Bielefeld: Die hatten die Gaspreise zum 1. August vergangenen Jahres um 5,5 und zum 1. Januar noch einmal um 7,3 Prozent erhöht. »Für ein Ein- bis Zweifamilienhaus mit einem Verbrauch von durchschnittlich 33 000 Kilowattstunden pro Jahr bedeutet das eine Verteuerung um 136 Euro«, rechnet Stadtwerke-Sprecher Wolfgang König vor.
Die monatlichen Abschlagszahlungen haben die Stadtwerke Bielefeld nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch erhöht. In vielen Fällen wird sich deshalb in der Jahresabrechnung eine Nachzahlung ergeben.
Beim Mieterbund Ostwestfalen-Lippe macht die Überprüfung der Nebenkostenabrechnungen bereits mehr als die Hälfte aller Beratungen aus. »Während die Mieten in fast überall gleich geblieben sind, steigen die Nebenkosten von Jahr zu Jahr«, berichtet Geschäftsführer Joachim Knollmann. »Die Erhöhung führt dazu, dass Mieter die Abrechnungen noch sensibler prüfen lassen.«
Vermieter dürfen die Nebenkosten-Abschläge vor Ablauf des Abrechnungsjahres nur in engen rechtlichen Grenzen erhöhen. Knollmann rät Mietern aber dazu, Erhöhungen mit Verweis auf die gestiegenen Heizkosten »in angemessener Form zu akzeptieren.«
Anlass dazu könnte es schon bald wieder geben. Die Gasversorgung Westfalica, die 40 000 Gas-Kunden im Raum Minden-Lübbecke und Südniedersachsen versorgt und die Tarife zuletzt zum 1. November um acht bis elf Prozent erhöht hatte, schließt weitere Aufschläge nicht aus. »Zum 1. Juli oder 1. Oktober könnte sich etwas tun«, sagt Sprecher Klaus Suchowitz.

Artikel vom 04.05.2005