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Windräder töten 10 000
Vögel und Fledermäuse

Bundesumweltminister: Risiko für Seeadler und Rotmilan

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld(WB). Durch die 16 500 Windenergieanlagen in Deutschland sind nach Angaben der FDP-Bundestagsfraktion bisher mehr als 10 000 schützenswerte Vögel und Fledermäuse getötet worden.

»Wir müssen von einer mindestens fünfstelligen Zahl ausgehen«, sagte die energiepolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Gudrun Kopp aus dem lippischen Lage dieser Zeitung. Während für den Bau von Autobahnen, wie beim Lückenschluss der A 33 zwischen Bielefeld und Borgholzhausen (Kreis Gütersloh) zum Schutz von Grottenmolchen und Bechsteinfledermäusen Sonderbaumaßnahmen von zusätzlich 30 Millionen Euro vorgesehen seien, spiele der Schutz seltener Vögel und Fledermäuse gegen Windkraftanlagen offenbar keine Rolle.
Die FDP beruft sich bei ihrer Schätzung von 10 000 toten Tieren auf das Bundesumweltministerium. Auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hat Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) mitgeteilt, dass von 1989 bis November 2004 bei der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesumweltamt Brandenburg 278 Todfunde von Vögeln an Windkraftanlagen registriert worden seien. Ferner seien bisher 285 Fledermaustodfunde als Schlagopfer (seit 1998) erfasst worden. Die Vogelschutzwarte in Brandenburg ist bundesweit für die zentrale Erfassung von Vogel- und Fledermausschlagopfern durch Windräder zuständig.
Bei den Vögeln seien der Rotmilan, der Mäusebussard, der Seeadler, die Silbermöwe und der Turmfalke besonders betroffen. Unter den Opfern seien auch Weiß- und Schwarzstörche sowie Uhus. Bei den Fledermausarten seien der Große Abendsegler, die Rauhautfledermaus, die Zwergfledermaus und der Kleine Abendsegler besonders gefährdet.
Die bisher von Windrädern getöteten gefundenen Rotmilane und Seeadler seien in Relation zur Häufigkeit beider Arten in Deutschland vergleichsweise hoch. Sie seien auch höher als die Opferzahlen anderer Greifvögel, teilte das Bundesumweltministerium mit. Für diese beiden Arten bedeuteten Windräder ein besonderes Risiko. Ob Windräder den Bestand der Arten gefährdeten stehe aber nicht fest.
Nach Angaben des Ministeriums sei eine Hochrechnung der jährlich getöteten Vögel und Fledermäuse durch Windräder derzeit nicht möglich. Es gebe aber noch unveröffentlichte Untersuchungen zu diesem Thema, schränkte das Ministerium ein. So habe es in Schleswig-Holstein im Herbst 2004 eine Pilotstudie an drei Windparks gegeben.
Die Ergebnisse der neuen Studien müssten sofort veröffentlicht werden, sagte Kopp. Es sei ein Skandal, dass es bis heute noch keine Untersuchung über die Auswirkungen der Windrädertechnik, auf Menschen, Tiere und die Natur gebe. Immerhin sei die erste Großwindenergieanlage in Deutschland bereits am 1. Oktober 1983 in Betrieb genommen worden.
In Ostwestfalen-Lippe gebe es schon 700 Windräder. Allein im Kreis Lippe seien 100 neue Anlagen angefragt oder in Planung. In ganz NRW könnten nach Angaben von Bauminister Michael Vesper (Grüne) zu den vorhandenen 2277 Anlagen noch 1000 hinzukommen, sagte Kopp. Es gebe bereits 200 Meter hohe Anlagen. Der Bau weiterer Windräder müsse unverzüglich gestoppt werden. In Nordrhein-Westfalen gebe es derzeit 200 Bürgerinitiativen, die Sturm gegen den weiteren Ausbau liefen.

Artikel vom 02.05.2005