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Klose ist ein Freund von Fair Play

Seine Aussage hilft Schiedsrichter Fandel und rettet einen Kollegen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Es ist die Woche des 100. Klub-Geburtstags, der Spielpartner zum Jubiläum heißt FC Schalke 04. Volle Hütte im Westfalen-Derby, schon vor Wochen meldete Arminia: Ausverkauft! Eine Partie, die Mathias Hain nur ungern als Tribünen-Torwart erlebt hätte. Dass er am Samstag wie gewohnt den Bielefelder Kasten hüten darf, verdankt er dem Bremer Miroslav Klose.
Bremer Befragung: Schiri Fandel spricht mit Miroslav Klose. Foto: Hörttrich

Der Werder-Profi rettete dem Kollegen den Einsatz in der letzten wirklich attraktiven Auseinandersetzung dieser Saison. Denn Klose war in einer umstrittenen Szene zu einer Geste fähig, die ihn zum ersten Kandidaten als Fair-Play-Kicker des Jahres macht. Als Schiedsrichter Herbert Fandel in der 28. Minute nach einer vermeintlichen Attacke vom Bielefelder Schlussmann am Bremer Nationalstürmer auf den Punkt gezeigt hatte, führte die aufgebrachte Reaktion der Arminen den Unparteiischen aus Kylburg auf die richtige Fährte. Fandel recherchierte bei seinem Linienrichter Thorsten Schiffner (Konstanz) und befragte anschließend auch den Fall zu gekommenen Bremer. Danach stand fest: Kein Elfer für Werder, und auch die gelbe Karte, die er Hain gezeigt hatte, zog Fandel wieder zurück. Es wäre für den Kapitän die fünfte gewesen. Schalke adé...
Vor allem Kloses Aussage veranlasste Fandel dazu, sich zu revidieren. »Ich pfeife seit 25 Jahren. Ich habe noch nie einen Elfmeter zurückgenommen, weil ich mir immer sicher war. Dieses Mal war das nicht so«, beschrieb er sein ungewöhnliches Vorgehen. Der ehrliche Klose bestätigte sofort die Version von Hain, der beteuert hatte: »Ich habe zuerst den Ball berührt.« So sah es am Rasenrand auch Schiffner.
»Ein dickes Dankeschön an Miroslav«, zollte Hain dem tadellosen Verhalten des Bremers Respekt und stellte heraus, in welch prekärer Situation Klose gesteckt hatte: »Es stand noch 0:0. Bis dahin waren wir ganz gut im Spiel. Werder hatte dreimal verloren, musste gewinnen. Dann sollen sie diesen Elfmeter bekommen. Ich glaube nicht, dass andere Spieler reagiert hätten wie Klose.«
Der wollte hinterher nicht viel Aufhebens darum machen. »Der Schiedsrichter-Job ist schwer genug. Wir Spieler können dazu beitragen, ihnen bei kniffligen Entscheidungen zu helfen. Das habe ich gemacht. Außerdem glaube ich daran, dass Fair Play belohnt wird.«
Damit behielt er auf eine Art Recht. Danach stürmte Werder viel wuchtiger los - aufgerüttelt vom Strafstoß, der ihnen wieder weggenommen wurde.

Artikel vom 02.05.2005