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Reichtum auf vier Beinen
Ab in die Pampa mit Wolfgang Kramers Familienspiel »Hazienda«
Die unendlichen Weiten der argentinischen Pampa sind der Schauplatz eines erstklassigen taktischen Familienspiels. Estanzieros, also Großgrundbesitzer in Argentinien, zählen ihren Reichtum an den Beinen ihrer gewaltigen Rinder-, Pferde-, Schaf- und Schweineherden. Äußeres Zeichen dieses Reichtums sind prächtige Haziendas im Herzen ausgedehnter Ländereien.
Erfolgs-Autor Wolfgang Kramer und der Hans im Glück Verlag lassen in »Hazienda« zwei bis fünf Großgrundbesitzer gegeneinander antreten. Der Spielplan zeigt Märkte, Pampa-, Land- und vier Wasserfelder. Auf die Pampafelder werden später Tierplättchen (Rind, Pferd, Schwein, Schaf) und auf die Landfelder die Landplättchen (Berg, Wald, Wiese, Fels, Moor, Pampa) gelegt. Die Märkte bleiben frei. Außen um den Spielplan verläuft die Kramer-typische Punkteskala.
Wer an der Reihe ist, hat drei Aktionen zur Verfügung: Tier- oder Land-, Hazienda- oder Wasserloch-Karten kaufen, eine Karte ausspielen oder ernten.
Es liegen immer jeweils vier Land- und Tierkarten offen, die der Spieler kaufen kann - eine Karte kaufen entspricht einer Aktion. Wer vom verdeckten Stapel kauft, bekommt die Karten billiger.
Spielt man Landkarten aus, werden die entsprechenden Plättchen mit der Spielerfarbe auf ein korrespondierendes Feld auf den Spielplan (zum Beispiel Berg) gelegt. Mehrere nebeneinander liegende Landplättchen einer Farbe sind eine Kette. Ist die Kette mindestens drei Plättchen lang, gibt es bei einer Wertung Punkte. Mit Hilfe der Tierkarten werden Herden gebildet, die dann sofort klingende Münze einbringen, wenn sie Märkte erreichen. Haziendas oder Wasserlöcher sind mit zwölf Peso recht teuer, sie machen angrenzende Tier- oder Landplättchen des Spielers erst bei der Wertung wertvoller.
Wie kommt man an Geld? Entweder der Spieler treibt eine Herde zu einem Markt oder er setzt einen Erntechip. Dieser wird auf ein beliebiges, freies Landplättchen einer eigenen Landkette gelegt. Für jedes Landplättchen der Kette gibt es dann drei Pesos. Sind alle Erntechips eingesetzt, nimmt man einen Chip von einer fremden Kette und legt ihn auf eine eigene Kette. »Abgeerntete« Landketten, die so wieder »frei« geworden sind, können erneut mit einem Chip belegt werden.
Es gibt eine Zwischen- und eine Schlusswertung. Zuerst werden die Punkte für die Märkte, dann für die Landketten, für die Haziendas, für das Wasser und am Schluss für das Geld vergeben. Die Punkte werden mit dem Zählstein auf der Punkteskala notiert.
»Hazienda« ist ein Spiel mit umfangreicher Ausstattung, das jede Menge Spielspaß auf den Tisch bringt und einen hohen Wiederspielwert hat. Ausgefuchste Taktiker dürfen sich richtig ausleben, wer in erster Linie auf sein Glück setzt, bleibt wohl ein kleiner Rancher. Die durchdachten Spielregeln fügen sich derart ineinander, so dass »Hazienda« trotz der durchaus anspruchsvollen Regeln einfach zu erlernen ist. Der Spielplan ist beidseitig bedruckt. Jede Seite erfordert ein anderes taktisches Verhalten, was noch einmal für Abwechslung sorgt. »Hazienda« ist für zwei bis fünf Großgrundbesitzer ab zehn Jahre gedacht. Eine Partie dauert etwa 60 bis 90 Minuten. Das Spiel kostet knapp 30 Euro. Dafür bekommen Sie im Steakhaus nebenan gerade einmal zwei argentinische Hüft-Steaks...
Thomas Lunk

Artikel vom 14.04.2006