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Eine Lanze brechen
für den deutschen Rap

Bielefelder gründen eigenes Plattenlabel »Buddy Buiz«

Von Thomas Bertz (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Aus dem Keller in die Charts - das ist der Traum zweier junger Bielefelder, die mit ihrem selbstgegründeten Plattenlabel »Buddy Buiz« erfolgreich seien wollen. Heimstätte ist ein gut 25 Quadratmeter großes Zimmer im Untergeschoss eines Hauses in der Windflöte.

Der Raum dient dem Mitbegründer, Produzenten und Rapper Alexander Stahlkopf aber nicht nur als Arbeitsplatz: Gleich neben dem Heimstudio stehen Bett und Sofa - Schlaf-, Wohn- und Arbeitszimmer in einem. Diese räumliche Enge sieht »Lexta« (so einer der Künstlernamen des 23-Jährigen) aber auch als Vorteil. Immerhin kann er hier seine Ideen sofort umsetzen. Dann geht's an den Computer oder an den Synthesizer. Doch es ist nicht alles Elektro: Auch eine Gitarre gehört in sein Repertoire. So entstehen die verschiedensten Beats und Melodien bis hin zum Orchestersound. Dabei gesteht »Lexta« ein, was man den Stücken beim besten Willen nicht anhört: »Ich habe keine klassisch-musikalische Ausbildung.«
Vielleicht macht sich dafür aber eine andere Ausbildung bemerkbar: Stahlkopf hat sich in Hamburg zum Audio-Engineer ausbilden lassen. »Ich wollte wissen, wie ich es hinkriege, dass es klingt wie bei den anderen«, begründet »Lexta« den Grund für sein Studium. Die Hansestadt sorgte auch für einen Umschwung im musikalischen Leben des Bielefelders. So änderte er seinen Künstlernamen von »Edelstahl MC« in »Al Bow«. Zusätzlich schuf er sich das Alter Ego »Lexta« für seine Tätigkeit als Produzent. Diese schizophrene Trennung der Persönlichkeiten sei bewusst und wichtig, denn »als Produzent will ich mit jedem Künstler zusammenarbeiten, als Rapper nicht.«
Ergänzt und unterstützt wird »Lexta« von »Tobe Montana« (21). Raptechnisch deckt Tobe ganz verschiedene Bereiche ab, gemeinsam ist den beiden Rappern jedoch die »Dicke Hose-Mentalität«, die in der Hip-Hop-Szene weit verbreitet ist. Allein die Zielstellung des Duos klingt ungewöhnlich: »Wir wollen deutschen Rap auf ein neues Level zu bringen, ohne nach Amerika zu schielen und neuen Trends nachzulaufen«, verspricht »Lexta«, um dann sofort wieder ein Lächeln »Marke Schwiegersohn« aufzusetzen. Image ist das eine, aber gute Manieren haben beide auch.
Die Rapper von »Buddy Buiz« setzen auf Spaß. »Und wir wollen zeigen, was wir draufhaben«, erklären sie ihre erste Veröffentlichung, das »Bief City-Mixtape Vol. 1« Wunderbar (wort-)spielen sie unter diesem Titel mit ihrem ambivalenten Verhältnis zur Heimatstadt. Denn mit jemandem »Beaf« zu haben, heißt in der Rap-Szene zu streiten. »Die Leute stehen nicht zu ihrer Stadt. Manchmal hat man den Eindruck, dass die Leute gezwungen werden, hier zu wohnen«, beschwert sich »Lexta«. Die Bewertung des ostwestfälischen Oberzentrums durch die beiden Künstler klingt da schon anders: »Bief City ist unsere Hauptstadt, im Herzen Deutschlands gelegen, reich an unterschiedlichsten Menschen und Facetten.« Anlass zur Kritik gibt es aber doch an Bielefeld, der »Bief City«, und zwar an der Hip-Hop-Gemeinschaft: »Es gibt keine Szene. Die Leute arbeiten hier gegeneinander«, sagen sie. Deshalb schweifen sie auch in die Ferne: Kontakte gibt es zur Frankfurter Szene. Möglicherweise gibt es im Verlauf des Jahres einen Auftritt in Russland. Das wäre wichtig für »Buddy Buiz«, denn Auftrittsmöglichkeiten für »Al Bow« und »Tobe« sind rar. »Die Angebote für Künstler sind in Bielefeld nur auf Rock ausgelegt«, sagt »Al Bow«, dabei ist er sich sicher, dass das Publikum für Hip Hop vorhanden ist.
Die beiden Rapper wissen, dass sie noch am Anfang stehen und mit der Gründung des eigenen Plattenlabels erst wenig erreicht ist. Selbst der Sprung zum Independent Label dauert noch, aber immerhin ist die erste CD bereits draußen, weitere Alben sollen folgen. Und da könnten dann durchaus auch andere Rapper zu hören sein. »Wir sind offen für alle, aber im Moment können wir noch nichts vorweisen«, sagt der Produzent.
Erhältlich ist die Musik bei ausgewählten Bielefelder Händlern oder im Internet zu bestellen:
www.buddybuiz.de

Artikel vom 28.05.2005