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Post stoppt
Schließungen

12 500 Filialen bleiben erhalten

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Die Deutsche Post hat die Schließung von kleinen Filialen gestoppt. Rund die Hälfte der bundesweit beabsichtigten 1000 Schließungen werde rückgängig gemacht, sagte Postsprecher Jürgen Blohm (Bonn) am Freitag dieser Zeitung.

Ende des Jahres werde sich die Zahl der eigenen Poststellen und der privaten Agenturen von derzeit 13 000 auf 12 500 einpendeln. Ursprünglich hatte die Post angekündigt, ihre Filialen auf die gesetzlich vorgeschriebene Zahl von 12 000 zu reduzieren. Nach Protesten und Gesprächen in den betroffenen Kommunen seien die Schließungspläne jetzt geändert worden, sagte Blohm. Ende 2003 hatte es in Deutschland noch 13 500 Filialen gegeben.
Der Postagenturnehmerverband Deutschland (Pagd) bestätigte, dass auf massiven Druck von Kommunalpolitikern allein in Niedersachsen die Post von 135 gekündigten Agenturen in 28 Fällen die Kündigung wieder zurückgenommen habe. Es habe sich herausgestellt, dass die Angaben der Post zur Kundenzahl und somit zur Wirtschaftlichkeit der einzelnen Poststellen in vielen Fällen falsch gewesen seien, sagte Pagd-Vorsitzender Torsten Modery dieser Zeitung.
Zweifel hat Modery auch an der Selbstverpflichtung der Post vom April 2004, in zusammenhängend bebauten Wohngebieten mit mehr als 2000 Einwohnern jeweils eine Filiale einzurichten. So habe der Politikbeauftragte der Post in Niedersachsen, Stephan Sickmann, erklärt, dass bereits bei einer Baulücke in einem zusammenhängenden Wohngebiet eine Poststelle nicht notwendig sei. Modery: »Damit dürfte die Selbstverpflichtungserklärung weitgehend ins Leere laufen.«
Im Zusammenhang mit der pauschalen Vergütung für die Betreiber der 7500 privaten Postagenturen wirft der Verband dem Unternehmen »Gutsherrenart« und »Wildwest pur« vor. Bei der Neubewertung der Vergütung komme es vor, dass trotz Steigerung des Umsatzes um zehn Prozent die Post 300 Euro weniger im Monat zahle. Dies sei bei einer Agentur in Forst (Baden-Württemberg) festgestellt worden, sagte Modery. In einem anderen Fall in Magdeburg sei trotz Erweiterung der Leistungen eine Erhöhung verweigert worden. Die Vergütungsklausel im Vertrag sei wachsweich formuliert und somit der »Willkür Tür und Tor geöffnet«. Agenturbetreibern werde von der Post sogar geraten, auf eine Neubewertung zu verzichten.
Ein weiteres Beispiel nannte Rolf Schönenberg, Pagd-Vorsitzender in NRW. Ein Agenturbetreiber in Bielefeld leiste 65 Prozent mehr Arbeit, da in seinem Umfeld kleine Poststellen geschlossen wurden. Der Agenturnehmer habe auf eine entsprechende Anhebung der Vergütung gehofft. Die Post habe lediglich 80 Euro angeboten. Schönenberg: »Das ist ein absoluter Witz. Der Betreiber will aufgeben.«
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Artikel vom 23.04.2005