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Wasserflasche, Zettel, Kugelschreiber - die »Bank-Bewaffnung« des Ewald Lienen. Dabei brauchte der Trainer von Hannover 96 eigentlich gar keine Sitzgelegenheit. Denn Lienen ist in der Coaching-Zone pausenlos unterwegs und macht dabei mehr Meter als manche Spieler.

Hektiker Klopp
Wie der Kollege Jürgen Klopp. Der würde am liebsten auf den Platz rennen und mitkicken. So wie früher. Als Klopp noch für den FSV Mainz 05 spielte. Doch inzwischen ist er schon seit 2001 Chef-Trainer, fühlt sich der Mannschaft aber immer noch ganz, ganz nah.
Aufgedreht, manchmal sogar überdreht. Gestikulieren, dirigieren, diskutieren. Für einen wie Klopp gibt es keine ruhige Sekunde. Und wenn er mit seinen Zurufen die Spieler schon nicht immer erreicht, mit dem vierten Schiedsrichter hat er in jeder Partie direkten Kontakt. Wobei diese Dialoge meistens so enden: Der Unparteiische weist Klopp zurecht, er möge sich mäßigen.
Der denkt gar nicht dran. Nach dem Schlusspfiff ist der Trainer ohnehin nicht mehr zu halten. Beim 0:0 in Bremen sprintete er Richtung Torwart Dimo Wache, der den Punkt gerettet hatte. Zuletzt, beim 6:2-Triumph in Bochum, da rannte er ebenfalls sofort auf den Rasen. Wenn seine Mainzer am Samstag jetzt die Bayern schlagen und damit endgültig gerettet sind, sollten sie schon mal ein Lasso bereit legen. Sonst ist der positiv »bekloppte« Klopp gar nicht mehr einzufangen.

Stoiker Magath
Sein Kontrahent beim Duell Meister gegen Neuling wird dagegen ganz ruhig Platz nehmen. Felix Magath kann zwar auf der Bank auch schon mal etwas lauter werden, aber er gehört nicht zu den Hektikern. Schließlich ging er als Spieler einst beim großen Ernst Happel in die Lehre. Der Stoiker aus Österreich verfolgte schweigend und qualmend die Spiele, sagte auch hinter nie zuviel.
Magath, Typ Kopfmensch, ist da Happel viel ähnlicher als den aufgeregten Rasenrand-Rasern wie Lienen oder Klopp. Und als sie ihn nach seinem ersten Titeltriumph in Kaiserslautern feierten, mit Bier begossen und hoch leben ließen, war auch zu erkennen: Das ist nicht seine beste Rolle.
Aber Magath kennt den Markt. Magath macht mit. Fast überall. Seine persönlichen Saison-Erinnerungen hat er deshalb gleich doppelt verkauft. Neben »Bild« ist auch der »Kicker« im Bilde.

»Model« Köppel
Wieder im Blickpunkt der Kameras steht ein Trainer, der einst unter dem legendären Hennes Weisweiler stürmen durfte. Die offensive Einstellung des ehemaligen Meistermachers vom Mönchengladbacher Bökelberg hat auch Horst Köppel übernommen. Seine Marschrichtung: Nur wer etwas wagt, der gewinnt.
Bisher hat er als Borussia-Boss noch nicht verloren. Und auf eine Zwischenbilanz ist der frühere Angreifer besonders stolz. Auch die Abwehr steht. Köppels erstklassigen Ergebnisse: 2:0 gegen die Bayern. 0:0 in Nürnberg. Und zuletzt 2:0 gegen Stuttgart.
Eine weiße Weste, die Sonntag in Hamburg sauber bleiben soll. Der Gladbacher Trainer trägt dazu passend den feinen Club-Anzug. Sakko, Krawatte, elegante Schuhe - und dann immer mit der Ruhe. Denn auch Köppel gehört nicht zu den Trainern, die auf der Bank »verrückt« spielen.
Klaus Lükewille

Artikel vom 07.05.2005