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Schwelender Konflikt im Kaiserhaus

Japans Kronprinzessin leidet schwer unter Einschränkungen des Hofes


Tokio (dpa). Die japanische Kronprinzessin Masako war angeblich im vergangenen Jahr zeitweise selbstmordgefährdet. Das erfuhr das ARD-Hörfunkstudio in Tokio aus der Umgebung des Kaiserhauses. Die 41-Jährige leidet seit etwa eineinhalb Jahren nach offiziellen Angaben an einer »Anpassungsstörung«. Sie ist seither außer zu Neujahr offiziell nicht mehr aufgetreten.
Wie der Sender gestern weiter berichtete, war der Druck auf Masako, einen Thronfolger zu gebären, nicht die einzige Ursache für ihre Erkrankung. Außer den Auslandsreisen seien auf Betreiben von Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko auch die Auftritte und Aktivitäten des Prinzenpaares im Inland eingeschränkt worden.
Hintergrund sei der Generationenkonflikt im Kaiserhaus, von dem der Kronprinz im vergangenen Jahr gesprochen hatte. Er hatte sich darüber beklagt, die Karriere und Persönlichkeit seiner Frau seien verleugnet worden. Das Kaiserpaar wolle die Tradition wahren und daher eine Reform des Erscheinungsbildes vom Kaiserhaus nach Vorbild der englischen Monarchie verhindern. Das Kaiserpaar und Kaiserfreunde hielten Masako für keine richtige Japanerin, weil sie überwiegend im Ausland aufgewachsen sei.
Masako sollte sich darauf konzentrieren, einen Thronfolger zu gebären, und sich zum Beispiel nicht um benachteiligte Kinder kümmern, wie sie es sich wünschte. Dies habe dazu geführt, dass Masako keine Chance mehr sah, ihrem Land zu dienen, hieß es. Das aber sei ihr Motiv für den Diplomatenberuf gewesen und mit diesem Ziel sei sie auch ins Kaiserhaus eingetreten.
Masako habe sich vom Kaiserpaar nicht akzeptiert und in ihrer Karriere und Persönlichkeit verleugnet gefühlt. Deshalb sei sie krank geworden. Die Kronprinzessin hat eine Tochter, Prinzessin Aiko. Doch nur Männer können in Japan Kaiser werden. Alle Enkel von Kaiser Akihito sind Mädchen. Inzwischen diskutiert die Regierung jedoch eine Änderung der Thronfolgeregelung.

Artikel vom 13.04.2005