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Das Leben auf dem Land
hat seinen Reiz verloren

Wohnungsleerstände in Bielefeld sind minimal

Bielefeld (bp). »Man« wohnt wieder in der Stadt, das Leben auf dem Land hat seinen Reiz offenbar verloren. Das ist ein Ergebnis, das das Wohnungsbarometer 2005 anzeigt. Bereits zum fünften Mal hat das Bielefelder Baumamt 77 Institutionen und Firmen zu ihrer Einschätzung des Wohnungsmarktes befragt. Die Lage wird als angespannter beurteilt als im Vorjahr.

Trotzdem ist Gregor Moss, Baudezernent der Stadt, noch zufrieden: »Eigenheime und das obere bzw. mittlerer Preissegment bei Mietwohnungen liegen im ausgewogenen Bereich, bei Eigentumswohnungen ist das Angebot gut.« Bedarf herrsche dagegen bei erschwinglichen Mietwohnungen für große Familien und bei günstigen barrierefreien Wohnungen. Weder bei Singlewohnungen, noch bei Seniorenresidenzen oder Servicewohnungen gebe es eine Nachfrage nach »ländlichen« Angeboten. Selbst Häuslebauer würden ein Grundstück vorziehen, was von der City bzw. dem Stadtteilzentrum problemlos zu erreichen ist. Moss: »Man will am liebsten ruhig und im Grünen wohnen, gleichzeitig aber schnell in der Stadt sein.«
Um dem Bedarf an großen Mietwohnungen gerecht werden zu können, sieht Moss die Möglichkeit, im Bereich der öffentlichen Förderung - das betrifft durchschnittlich 330 Wohnungen pro Jahr in Bielefeld - darauf einen neuen Schwerpunkt zu legen. Jens Hagedorn, der das Wohnungsbaubarometer erstellt hat, weist darauf hin, dass es zurzeit weniger Neubauten gebe, dafür aber mehr in den Bestand - Renovierung, Modernisierung, Dachgeschossausbau - investiert werde.
Die Zahl der Leerstände ist gering: Bei den Wohnungsunternehmen, die 29 000 Wohnungen verwalten, liegt sie bei nur 0,7 Prozent und somit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 1,9 Prozent. Die Fluktuation entspricht mit zehn Prozent dagegen dem Mittel. Im Mietwohnungsbau werden von den Befragten deutlich mehr Hemmnisse als Anreize gesehen. Hindernis Nr. 1: »schwierige Mieter«. Den Grund dafür, dass nicht mehr Eigenheime gebaut werden, sehen 80 Prozent der Befragten in der Unsicherheit von potenziellen Bauherren, wie sich ihr Einkommen in Zukunft entwickeln wird. Moss: »Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, ist da entscheidend.«
Dass auch die (mangelnde) Verfügbarkeit von Bauland als Hemmnis aufgeführt wird, hält Jens Hagedorn für eine Fehlinformation: »Zurzeit gibt es in Bielefeld gut 1000 baureife Grundstücke.« Zum ersten Mal erfasst das Wohnungsbarometer nicht nur Bielefelder Daten - auch die aus dem Umland wurden abgefragt.
Die Ergebnisse sind von heute, Mittwoch, an im Internet unter www.bielefeld.de einsehbar, können aber auch als kostenlose Broschüre in der Bauberatung im ehemaligen Kreishaus, August-Bebel-Straße 92, abgeholt werden.

Artikel vom 13.04.2005