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Hapag-Flieger auf neuem Kurs
TUI will für Veränderungen auf dem Reisemarkt gerüstet sein
Beim Ferienflieger Condor ging die Sache schief: Die Umbenennung in Thomas Cook wurde von den Passagieren nicht akzeptiert.
Zwar hat die Dachmarke der zu gleichen Teilen Karstadt und der Lufthansa gehörenden Touristikmarke weltweit einen guten Namen, doch in Deutschland war sie nur Insidern bekannt. Obwohl die Passagiere die Namen zahlreicher Billigflugunternehmen lernen mussten und die Vielfalt an Flughäfen groß wie nie wurde, setzten die Pauschalreisenden auf Markentreue und -vertrauen. Condor, als Charterflieger der Lufthansa etabliert, heißt nun wieder Condor, Stefan Pichler gehört als Vorstandsvorsitzender des Thomas Cook-Konzerns der Vergangenheit an. Sein Nachfolger Wolfgang Beeser muss sich aber weiter mit den Gerüchten herumplagen, besonders Karstadt warte nur auf eine Gelegenheit, die Touristiksparte loszuwerden.
Und nun gibt es Neuigkeiten von der großen Konkurrenz aus Hannover: TUI will die Hapag-Lloyd in Position bringen, um für alle Eventualitäten der sich schnell wandelnden Branche gerüstet zu sein. Der Anfang wurde bereits gemacht: Hapag Lloyd Flug (HLF) im hellblauen TUI-Design bekam eine Schwester, die Hapag Lloyd Express (HLX), die sich im schwarz-gelben Outfit mit dem Slogan »Fliegen zum Taxipreis« im Billigsegment tummelt. Und nun heißt es - zumindestens im Internet - »Hapagfly«. »Der Name Hapag ist der wichtige Bestandteil der Marke, den werden wir nicht aufgeben«, gibt sich TUI-Pressesprecher Robin Zimmermannn optimistisch, dass der Namenswechsel akzeptiert wird.
Während HLX für den Sommer von etwa 40 Prozent mehr Gästen ausgeht, hat man bei HLF größere Ambitionen. Um 400 (!) Prozent will man wachsen. Diese Zahl ist indes relativ zu betrachten: Terror, Krieg, Währungsumstellung, schlechtes Konsumklima und Krankheiten führten die Touristikbranche von 2001 an in ein tiefes Tal, aus dem sie nun wieder emporkrabbelt. Zimmermann: »Für HLF gilt: Verstärktes Angebot schafft überproportional hohe Nachfrage.« Die Angebote von HLF und HLX werden aufeinander abgestimmt.
Die Neupositionierung geschieht in einer Zeit, in der sich die Geschäftsmodelle der Airline-Industrie annähern. Strecken überlappen zunehmend, und während die Billigflieger bei der Erschließung neuer Märkte an ihre Grenzen zu stoßen scheinen, übernehmen Charterflieger einige ihrer erfolgreichen Ziele. Beispiel Sizilien: Die Ferienflieger steuern Catania an, die Billig-Airlines landen in Palermo. Die Insel dient als klassisches Beispiel für die These, durch ein vergrößertes Angebot die Nachfrage anzukurbeln.
Doch egal, ob Charter oder Low-Cost: In den Genuss der absoluten Schnäppchenpreise kommen nur Gäste, die im Internet zeitig die wenigen Billigplätze reservieren.Thomas Albertsen
www.hapagfly.com
www.hlx.com

Artikel vom 16.04.2005