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Hitparaden-Betrug

Die Beatles hätten es schwer


Unsere Teilnehmerin beim Grand Prix in Kiew, die Sängerin Gracia, hat sich gestern verplappert. »Fast jeder in der Branche« kaufe die eigenen Platten, erklärte sie und fügte dreist hinzu: Wer anders handle, sei »dumm«. Ein schlimmeres Armutszeugnis hätte sich das Goldkehlchen nicht ausstellen können. Denn im Klartext bedeutet das, dass sich Musiker und Produzenten einen Kehricht um die Regeln von Fairness scheren, wenn es ums Geld geht.
Versuche, die Verkaufscharts zu manipulieren, sind demnach an der Tagesordnung. Umso ernster sollten der Bundesverband Phono und die Marktforscher von Media Control den Vorschlag des Deutschen Rock- und Pop-Musikerverbandes nehmen, die Regeln für die Ermittlung der Hitparade zu ändern. Würden DJs zur Hälfte darüber entscheiden, wer in die Top 10 kommt, wäre die einseitige Konzentration auf Verkaufszahlen vorbei. Außerdem würde die musikalische Qualität steigen. Denn dann hätten auch kleinere Plattenfirmen gegenüber den vier Konzernriesen bessere Chancen, dass ihre Künstler durch gute Platzierungen bekannt werden. Beim derzeitigen Einheitsbrei in den Charts hätten sogar die Beatles Probleme, sich Gehör zu verschaffen. Dietmar Kemper

Artikel vom 13.04.2005