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Auch in Ostwestfalen »staubt's«

Aktionspläne in den Städten Bielefeld und Paderborn notwendig

Von Burgit Hörttrich
und Rüdiger Kache
Paderborn/Bielefeld (WB). Nach acht Städten vor allem im Rhein-Ruhr-Ballungsraum fordert das NRW-Umweltministerim nun auch Aktionspläne zur Bekämpfung des Feinstaubs in den beiden ostwestfälisch-lippischen Metropolen Bielefeld und Paderborn. Die Städte sind verwundert: Zuverlässige Messwerte gibt es nicht.

In Bielefeld wurde der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft noch nie an 35 Tagen pro Jahr überschritten. Martin Wörmann, Leiter des Umweltamtes: »2004 waren es 13 Tage mit einer höheren Feinstaubbelastung.« In diesem Jahr ermittelte die Bielefelder Messstation - im Juni kommt eine zweite dazu - an acht Tagen erhöhte Feinstaubwerte. Die höchte Belastung mit 76 Mikrogramm pro Kubikmeter wurden am 25. Februar gemessen.
Wörmann betont, dass neben den realen Messungen für das NRW-Umweltministerium die Werte, die theoretische Berechnungsmodelle lieferten, bei der Feinstaub-Bewertung mindestens ebenso stark ins Gewicht fiefel. Demnach würden in Bielefeld die Jahresmittelwerte überschritten. Deshalb treffen sich Vertreter des Bielefelder Umweltamtes, der Bezirksregierung und des staatlichen Umweltamtes in der nächsten Woche, um mögliche Aktionspläne zu besprechen. Wörmann: »Vorstellen kann man sich da Einiges. Vom Waschen der Straßen bis hin zu Durchfahrverboten für LKW.« Natürlich, betont er, würden in einem weiteren Schritt IHK, Handwerkskammer, Stadtwerke mit an den »Tisch« geholt: Schließlich sei die Wirtschaft bei Aktionsplänen mit betroffen.
Stocksauer auf das Düsseldorfer Umweltministerium und den dort betriebenen »Aktionismus« ist Paderborns Bürgermeister Heinz Paus. »Es wurden in Paderborn bislang noch keinerlei Messungen gemacht, geschweige denn verlässliches Datenmaterial ausgewertet.« Das Umweltministerium beziehe sich allein auf Schätzungen.
»Den Feinstaub-Teufel mit Hochrechnungen und ohne tatsächliche Messergebnisse an die Wand zu malen, verunsichert die Menschen und schürt nur deren Ängste«, kritisiert Paus, der natürlich Handlungsbedarf sieht, wenn Feinstaubbelastungen an den neuralgischen Punkten in der Stadt nachgewiesen würden.
»Wir werden uns umgehend mit dem zuständigen Landesumweltamt in Verbindung setzen, um möglichst schnell Messcontainer nach Paderborn zu holen. Aus den gesicherten Erkenntnissen heraus können wir dann die erforderlichen Maßnahmen einleiten.
»Umweltministerin Bärbel Höhn macht mit den Ängsten der Menschen Politik«, sagte Paus, der auch rechtliche Schritte prüfen lässt. Von einem über den Regierungspräsidenten zu erstellenden Aktionsplan auch für Paderborn habe er erst am Freitag erfahren. »Im Umweltministerium hat wohl niemand bemerkt, dass Verkehrsminister Axel Horstmann den PaderSprinter und damit den Öffentlichen Nahverkehr in Paderborn als besonders vorbildlich gelobt hat.« Seit 1995 fahren die Busse hier mit Rußpartikelfiltern.

Artikel vom 13.04.2005