05.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Johannes Paul II.
nicht kopieren«

Reform-Erwartungen an einen neuen Papst

Frankfurt/Main (AP). Prominente deutsche Katholiken wünschen sich einen reformorientierten neuen Papst. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sagte gestern, der Nachfolger von Johannes Paul II. solle Einheit und Offenheit besser verbinden.

Thierse, der Mitglied im ZdK ist, sagte, die Konflikte zwischen Vatikan und deutschen Katholiken seien mit der weltweiten Ausrichtung der päpstlichen Aufgaben zu erklären. Johannes Paul II. sei der tiefsten Überzeugung gewesen, »der Einheit der Kirche dienen zu müssen«.
Die Grünen-Politikerin Christa Nickels äußerte die Hoffnung, dass der nächste Papst das Gespräch mit den Reformkatholiken aufnehme. Nickels sagte, sie hoffe, dass sich der nächste Papst offener für Reformen in der Katholischen Kirche zeige. Johannes Paul II. habe sich zwar für die Rechte und die Würde des Menschen eingesetzt, aber gleichzeitig am Priestertum für Männer und am Pflichtzölibat festgehalten.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, betonte, dass sich der neue Papst nicht auf innerkirchliche Dinge beschränken können werde. Meyer betonte, Johannes Paul II. habe seine Stimme in der globalisierten Welt deutlich zum Ausdruck gebracht. Damit habe er Maßstäbe gesetzt, hinter die kaum ein anderer Papst zurück gehen werde.
Der Berliner Erzbischof Georg Sterzinsky hielt sich dagegen zu Forderungen nach einem Reformpapst bedeckt. Auch Johannes Paul II. habe beherzigt, dass sich die Kirche entwickeln müsse, sagte der Kardinal im Deutschlandradio Kultur. Bei der Wahl eines Nachfolgers sei sicherlich wichtig, dass der neue Papst eine Persönlichkeit »mit großer Weitsicht« sei. Keinesfalls dürfe das neue Kirchenoberhaupt den Fehler machen, seinen Vorgänger zu kopieren, sagte Sterzinsky.

Artikel vom 05.04.2005