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Nikotin im
Frühstücks-Ei?

Land ordnet Untersuchungen an

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Eier aus den Niederlanden enthalten möglicherweise Nikotin. Das nordrhein-westfälische Umweltministerium hat die Kreise angewiesen, in Eierpackstellen Proben zu nehmen. Sie sollen von heute an zentral im Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt Detmold analysiert werden.

Nach Angaben der Landwirtschaftskammer NRW decken die großen nordrhein-westfälischen Legebetriebe nur 27 Prozent des Eierbedarfs in NRW. »Der Großteil wird aus Holland importiert«, sagte Sprecher Michael Lüke. Von den bundesweit jährlich verbrauchten 17,4 Milliarden Eiern kommt jedes sechste (3,2 Milliarden) aus den Niederlanden. Nun stehen dort drei große Legebetriebe im Verdacht, ihre Hühnerbestände mit einer Nikotinlösung eingesprüht zu haben. Mit dieser verbotenen Methode sollte offenbar die Rote Vogelmilbe vernichtet werden. Der Parasit saugt Blut aus Hühnern und reduziert deren Legeleistung um bis zu 40 Prozent.
Niederländische Kontrolleure hatten entdeckt, dass ein Entseuchungsbetrieb mehrere tausend Liter des Giftes Nikotin importiert hatte. Drei Tatverdächtige wurden festgenommen. »Die Untersuchungen der Niederländer laufen noch«, sagte gestern Leo Bosten, Sprecher im NRW-Umweltministerium. Dennoch habe man sich entschlossen, importierte Eier vorsichtshalber untersuchen zu lassen. Die Stichproben werden in den nordrhein-westfälischen Betrieben genommen, in denen Eier aus den Niederlanden für den Einzelhandel verpackt werden. Dr. Manfred Stolz, Leiter des Staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes in Detmold: »Die Untersuchung ist sehr aufwendig, da wir nach einem Stoff suchen, der vielleicht in einer Größenordnung von einigen Millionstel Gramm vorkommt. Mehr als zehn Proben pro Tag werden wir nicht analysieren können.« Mit Ergebnissen rechnet Stolz in zwei Wochen.
Karl Meise aus Rheda-Wiedenbrück, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW und Inhaber eines Legehennenbetriebes, verurteilte gestern den Einsatz von Nikotin. Er wies allerdings darauf hin, dass der Milbe mit herkömmlichen Mitteln nur sehr schwer beizukommen sei: »Wenn unsere Hennen verkauft und die Ställe leer sind, muss eine Firma eine Woche mit kochendem Wasser und zugelassenen Reinigungsmitteln gegen Parasiten vorgehen«, sagte Meise. Früher seien Mittel erlaubt gewesen, mit denen man die Ställe in nur zwei Tagen habe desinfizieren können.
Nikotin in der Legebatterie - dafür hatte das Landgericht Oldenburg 1996 den niedersächsischen »Hühnerbaron« Anton P. zu zwei Jahren Haft auf Bewährung, 3,1 Millionen Mark Geldstrafe und einem lebenslangen Tierhaltungsverbot verurteilt.

Artikel vom 05.04.2005