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Symbol menschlicher Verortung

Ausstellung mit Werken von Theodor Rotermund in der Süsterkirche

Von Uta Jostwerner (Text)
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Kunst ohne Religion ist für Theodor Rotermund nicht vorstellbar. Obwohl selbst keiner Kirche zugehörig, hat der von Hause aus katholische Rotermund die evangelisch-reformierte Süsterkirche mit Werken zum Thema Kreuzungen bestückt.

Die Ausstellung aus Holzschnitten, Holzdrucken, Malerei und Skulpturen wurde von dem Bielefelder Künstler eigens für den Kirchenraum konzipiert. »Ich wollte die sakrale Bedeutung des Raumes und meine eigene Intention zusammenbringen«, sagt Rotermund, der 1956 in Bocholt geboren wurde und seit 1979 in Bielefeld lebt.
In seiner Arbeit beschäftigt sich Theodor Rotermund mit Symbolen und Zeichen des Benennens, des Markierens und des Vergewisserns. Das Kreuz ist für ihn nicht nur ein religiöses Symbol, sondern in erster Linie eine allgemein-menschliche Verortung.
Dabei erscheint es als reizvoll, dass seine Auseinandersetzung mit der Form des Kreuzes in einer reformierten Kirche gezeigt wird, in der ansonsten bewusst auf Kreuzesdarstellungen verzichtet wird. »Der Schwerpunkt unserer Theologie liegt auf dem lebendigen Gott«, betont denn auch Süster-Pfarrerin Erika Edusei.
Für den Künstler geht es unter anderem darum, »individuelles Fühlen sichtbar zu machen« und Schwingungen zu erzeugen. In fragilen Holzschnittarbeiten ist ihm dies gelungen. Als Material dienten alte, doppelt verleimte Kleiderschranktüren. In die Oberfläche stanzte Rotermund rhythmisch sich wiederholende Strukturen und bemalte die Schnittflächen mit schwarzer Tusche. Dadurch entsteht der Eindruck von verbranntem Holz; darunter liegende Hohlräume werden sichtbar. Rotermunds Holzschnitte erhalten somit zusätzlich einen skulptürlichen Eindruck, der von fragiler Brüchigkeit geprägt ist.
Direktere, abstrakte Kreuzesdarstellungen bannt der Künstler mit Nankingtusche, bestehend aus Ruß und Bindemittel, auf die Leinwand. Die seriellen Arbeiten beziehen ihren speziellen Reiz aus dem Kontrast von Hell und undurchdringlichem Dunkel. Farbige Holzschnittdrucke, Acrylbilder und Stahlskulpturen sowie auf textile Banner gedruckte Zeichen und Symbole ergänzen die reichhaltige Ausstellung.
Eigens zur Ausstellung kreierte Theodor Rotermund einen Holzschnitt mit dem Thema »Die drei Bezeichneten«. Eine limitierte Auflage von 40 Stück, handsigniert und nummeriert, ist in der Süsterkirche zum Stückpreis von 35 Euro erhältlich.
Theodor Rotermund studierte Kunstpädagogik an der Universität Bielefeld und lebt als freischaffender Künstler. Er ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler (BBK).
Die Predigt im Gottesdienst am Sonntag, 3. April, 10.15 Uhr, nimmt Bezug auf die Thematik der Ausstellung, die offiziell um 11.30 Uhr durch die Kunsthistorikerin Tanja Kemmer eröffnet wird. Sie ist bis Sonntag, 17. April, während der Öffnungszeiten der Kirche zu sehen.

Artikel vom 01.04.2005