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Adieu mit lachendem und weinendem Auge

Juwelier Haselhorst verlässt den Bültmannshof

Schildesche(sas). 1970, das Wohngebiet am Bültmannshof war noch jung, haben Kurt und Edith Haselhorst an der Jakob-Kaiser-Straße ein Juweliergeschäft eröffnet. Viele Stammkunden haben sie gewonnen, und dennoch wird das Geschäft am 14. Mai endgültig seine Türe schließen. »Mit einem lachenden und einem weinenden Auge«, wie Uhrmachermeister Kurt Haselhorst sagt.

Mit einem lachenden Auge, weil Sohn Kai-Uwe und Schwiegertochter Patricia DeCarlo, die das Geschäft im vergangenen Jahr übernommen hatten, kurzfristig vor Weihnachten in der Wilhelmstraße ein gut eingeführtes Juweliergeschäft übernehmen konnten und damit der Wunsch nach einem zentraler gelegenen Laden wahr wurde. Und mit einem weinenden Auge, weil Kurt Haselhorst, der dadurch wieder für den Bültmannshof »reaktiviert« wurde, ungern Kunden verlässt, die ihm mit den Jahren ans Herz gewachsen sind und zu denen längst ein Vertrauensverhältnis besteht.
»Hier ist für die jungen Leute keine Zukunft, und die Menschen, die hier wohnen, sind mit uns alt geworden«, sagt der 69-Jährige. Zudem, bedauert er, sei in dem Einkaufszentrum, nachdem Sparkasse und Lebensmittelgeschäft geschlossen haben, nicht mehr genug Leben. Das ist in der Wilhelmstraße anders. Auch dort wird neben dem Verkauf der Service groß geschrieben. »Er ist das, was den Inhaber-geführten Fachhandel von anderen unterscheidet.«
Seinen Beruf als Uhrmacher hat Kurt Haselhorst in Steinhagen erlernt, 1959 den Meistertitel erworben. Zum Beruf, erzählt er lachend, sei er durch eine alte Schreibtischuhr des Vaters gekommen. Als Bastler nahm er sie genauer unter die Lupe...
Von den vier Kindern sind immerhin drei in die Fußstapfen der Eltern getreten: Tochter Kerstin ist Goldschmiedin (mit einem Geschäft in Halle), und neben Sohn Kai-Uwe hat André von der Pike auf das Uhrmacher-Handwerk gelernt, ist Meister und unterhält an der Deppendorfer Straße eine Werkstatt. Beide, sagt der Vater stolz, beherrschen auch die hohe Kunst ihres Faches. Schließlich haben sie sie neben acht anderen Azubis im Laufe der Jahre bei Kurt Haselhorst gelernt.
Dessen besondere Liebe gehört antiken Uhren. Und als Mitglied des Vereins »Historische Uhren Schloss Raesfeld e. V.« nutzt er sein Fachwissen regelmäßig, um in St. Petersburg unentgeltlich alte Uhren des Peterhofes zu restaurieren.

Artikel vom 01.04.2005