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»Unsere Geschichte ist zurück«

Gestohlene Stücke aus dem Märklin-Museum in Wien sichergestellt

Göppingen/Wien (AP). Große Erleichterung bei Märklin im schwäbischen Göppingen. Zwei Monate nach dem spektakulären Diebstahl von etwa 150 historischen Exponaten aus dem Museum des Modelleisenbahnherstellers ist die Tat aufgeklärt.
Die Elektrolok BR E 18 gehörte auch zum Diebesgut, das Einbrecher im Januar in Märklin-Museum erbeutet hatten. In Wien stellte die Polizei jetzt die wertwollen Stücke der Märklin-Sammlung sicher. Foto: AP

Die meisten der wertvollen Loks, Waggons, Schiffsmodelle und Prototypen sind schon wieder bei Märklin. »Wir haben unsere Geschichte wieder zurück«, sagte Unternehmenssprecher Roland Gaugele. Die ausgelobte Belohnung von bis zu 200 000 Euro muss Märklin voraussichtlich nicht zahlen. »Die Kripo hat den Fall selbst aufgeklärt.« Bewegung in den Fall war nach dem internationalen Fahndungsaufruf gekommen.
Im Rahmen von Überwachungen in der einschlägigen Szene erhielt die Polizei den Hinweis auf den geplanten Aufkauf einer Märklin-Sammlung im Wert von mehr als einer Million Euro durch eine vermögende Privatperson. Die Ermittlungen wurden daraufhin intensiviert. Um die wertvollen Exponate nicht zu gefährden, wurde die Festnahme der Täter auf den Zeitpunkt der Übergabe des Hauptteils der Sammlung festgesetzt. Sowohl die Überbringer der Ware als auch die Hintermänner in Deutschland seien gefasst worden. Allein in Wien waren in die Aktion dem Vernehmen nach 100 Beamte eingebunden. Sieben Personen wurden festgenommen. Aus den Vitrinen des Firmenmuseums hatten die Diebe in der Nacht auf den 18. Januar einen großen Teil der Unternehmensgeschichte gestohlen. Der Beginn der Märklin-Historie als Modellbahnhersteller wird allgemein auf 1891 datiert, als die erste Bahn in einer Größe vorgestellt wurde, die der heutigen Spur 1 (Maßstab 1:32) entspricht. Aus diesem Jahr stammt auch eines der kostbarsten Exponate, die Dampflok »Storchenbein«, die die Diebe hatten mitgehen lassen. Gestohlen wurden auch fast alle Bestände der Spur 0, die Märklin von 1895 bis 1954 produzierte. Große Spielzeugschiffe aus der Kaiserzeit, die erst vor wenigen Jahren aus Sammlerbeständen auftauchten, ließen die Räuber ebenso mitgehen wie »Krokodile« aller Größen, Nachbauten einer berühmten Schweizer Gebirgslok, die seit den 30er Jahren ein Märklin-Klassiker sind. Unter ihnen sind auch echte Unikate wie ein Handmuster aus Messing von 1947 oder ein aufgeschnittenes Modell, das die aufwendige Antriebstechnik zeigt. »Das »Krokodile' und auch die Dampflok 'Storchenbein' sind auch wieder da«, zeigte sich Gaugele erfreut. Über den Zustand der Modelle konnte er noch keine genauen Aussagen machen. Die Diebe seien mit den Exponaten aber nicht pfleglich umgegangen. Das Unternehmen will nun zunächst jedes einzelne historische Stück genauer unter die Lupe nehmen, bevor es wieder der Öffentlichkeit im Museum gezeigt wird. Die Schau wird von mehr als 200000 Personen im Jahr besucht. Das Museum sei optimal gesichert gewesen, hatte Gaugele nach dem Diebstahl erklärt. Nachts sei aber immer die Kamerabeleuchtung ausgeschaltet gewesen. Für historisches Blechspielzeug, das meiste stammt aus der Produktion von Märklin, gibt es einen großen Markt. Pro Jahr werden 300 Börsen veranstaltet. Märklin-Produkte sind bei Dieben begehrt. Vor 15 Jahren hatte es den letzten Diebstahl aus dem Museum gegeben. Modellbahn-Sammler geben pro Jahr mehrere tausend Euro für ihr Hobby aus. Selbst Verpackungen werden zu Handelsobjekten.

Artikel vom 24.03.2005