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»Keiner kann mehr allein«

Lufthansa macht 404 Millionen Euro Gewinn und die Swiss zum Partner

Von Michael Bauer
Frankfurt/Main (AP) Der immer schärfer werdende Konkurrenzdruck, ständig neue Bündnisse und der Wunsch der Kunden nach immer besseren Verkehrsnetzen erfordert Zusammenschlüsse. »Keiner kann mehr allein« in der Luftfahrtbranche, erklärte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber gestern bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main.
Die Chefs der Swiss und Lufthansa, Christoph Franz (links) und Wolfgang Mayrhuber, stellten in Glattbrugg bei Zürich die Strategie für die Zukunft vor. Billigairlines wollen sie das Leben schwer machen. Foto: AP
Mit ihrem neuen Juniorpartner Swiss an der Seite und einem Konzerngewinn von 404 Millionen Euro im Marschgepäck sieht sich die Kranichlinie pünktlich zu ihrem 50. Geburtstag in der kommenden Woche auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Die Swiss als Jubiläumsgeschenk - bei der Lufthansa zeigt man sich überzeugt davon, dass sich die Übernahme auch tatsächlich als Grund zur Freude und nicht als Ballast erweisen wird. Der deutsche Konzern erhofft sich von dem Geschäft eine Verbreiterung seiner Kundenbasis, besonders im lukrativen Bereich der Geschäftsreisenden, wie Mayrhuber betonte. Die Swiss erhalte im Gegenzug strategische und finanzielle Stabilität: »Die Schweiz, Deutschland und Europa profitieren.«
Hauptnutznießer seien aber die Kunden dank eines besseren Angebots und des erweiterten Vielfliegerprogramms. Nach der Übernahme der Swiss peilt die Lufthansa weiteres Wachstum an. Die deutsche Fluglinie erwartet von ihrem Juniorpartner bereits im nächsten Jahr schwarze Zahlen, machte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber klar. Einsparungen durch Synergieeffekte will die Airline wieder ins Geschäft stecken. »Wir haben eine Wachstums- und keine Schrumpfungsvision«, sagte Mayrhuber.
»Wir streben ein operatives Ergebnis etwa in Höhe des Vorjahres an«, sagte Lufthansa-Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley. Der Konzern hatte 2004 sein Betriebsergebnis deutlich auf 383 Millionen Euro gesteigert. Die betrieblichen Aufwendungen sanken um 0,3 Prozent. »Wir sind heute schlanker, fitter und leistungsfähiger«, sagte Mayrhuber. Und auch der neue Partner erscheint Lufthansa attraktiv: »Swiss ist geschrumpft und schlanker geworden.« Durch den Sanierungsfortschritt der Swiss sei das Risiko für die Lufthansa bei einem Zusammenschluss »deutlich geringer geworden«. Der Zeitpunkt für die Übernahme der angeschlagenen Swiss sei deshalb diesmal weitaus günstiger als bei dem gescheiterten ersten Versuch vor zwei Jahren.
Probleme in den Verhandlungen mit anderen Ländern über die Verkehrs- und Flugrechte nach der Übernahme, die bis spätestens 2007 abgeschlossen sein soll, erwartet Mayrhuber nach eigenen Worten nicht: »Es gibt dafür keine Anzeichen«, sagte er. Die Verhandlungen sollen von der Schweiz geführt werden. Die Lufthansa stand bei ihrer Swiss-Offerte unter Zeitdruck, räumte der Konzernchef ein. Beide Fluglinien müssten ihre Drehkreuze weiterentwickeln und die Billigflieger in die Schranken weisen. Mayrhuber: »Jetzt können wir unsere Kräfte bündeln.«

Artikel vom 24.03.2005