19.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kameraden das Leben gerettet

Britischer Soldat aus Paderborn erhält den höchsten Tapferkeitsorden

Von Hubertus Hartmann (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WB). Ganz Großbritannien feiert den 25- jährigen Johnson Beharry als Helden. Seine Ehefrau Lynthia (23) ist indes einfach nur glücklich, ihren Mann wieder in die Arme zu schließen.
Private Johnson Beharry (Mitte) aus Paderborn ist ein Held. Nicht nur seine Panzer-Kameraden (von links) Gary Cooper, Owen Ervin, Shane Crucefix, O'Neil Samuela und Brian Wood verdanken dem Warrior-Fahrer ihr Leben. Beharry retten auch noch 25 weitere Soldaten im Irak-Krieg.

Der Soldat aus Paderborn hat im Irak-Krieg 30 Kameraden das Leben gerettet und ist selbst lebensgefährlich verletzt worden. Für seinen Mut wird der aus Grenada stammende und in Paderborn stationierte Panzerfahrer mit dem »Victoria Kreuz«, dem höchsten Tapferkeitsorden ausgezeichnet, den das Königreich zu vergeben hat. Zuletzt ist das »Victoria Cross« vor 23 Jahren verliehen worden.
Die 700 Soldaten des »1. Battalion the Princess of Wales's Royal Regiment« gehörten zu den Truppen, die Anfang 2004 als Ablösung in den Irak geschickt werden. »Mach dir keine Sorgen, es ist alles o.k.«, beruhigt Johnson Beharry abends am Telefon noch seine Ehefrau. Sieben Stunden später wird es für den Mann im Warrior-Panzer ernst. In den frühen Morgenstunden des 1. Mai muss seine Einheit nach Al Amarah ausrücken, wo Kämpfe entflammt sind.
Sechs Panzer mit jeweils zehn Mann Besatzung rücken ins Zentrum der Stadt vor. Plötzlich sind die Briten von Aufständischen eingeschlossen, geraten unter schweren Beschuss. Beharrys Panzer wird von einer Rakete getroffen. Alles ist voller Rauch. Um überhaupt etwas sehen zu können, muss der Gefreite die Fahrerluke öffnen. Da trifft ihn eine Kugel - das Projektil bleibt im Helm stecken. Trotzdem bewahrt der 25-Jährige kühlen Kopf. Unter schwerem Granatfeuer lenkt er seinen Führungspanzer durch die feindlichen Linien, ebnet auch den fünf anderen Warriors den Weg und entkommt der tödlichen Falle.
Doch damit nicht genug. Noch zweimal steuert Beharry den Panzer ins Kampfgeschehen zurück, um andere verwundete Soldaten zu bergen.
Nicht seine einzige Heldentat. Nur sechs Wochen später gerät seine Einheit erneut in einen Hinterhalt. Wieder wird der Kampfpanzer beschossen. Dieses Mal schützt ihn auch sein Helm nicht: Johnson Beharry bekommt einen Kopfschuss. Mit übermenschlicher Anstrengung und letzter Willenskraft gelingt es dem schwer verletzten Fahrer dennoch, das 30 Tonnen schwere Kettenungetüm mit der Besatzung aus dem Kampfgeschehen zu fahren, bevor er das Bewusstsein verliert.
Fünf Tage liegt der mutige Soldat im Koma, schwebt zwischen Leben und Tod. Aber er schafft es. »Johnson ist ein Kämpfer«, meint lächelnd seine Ehefrau, als Bataillonskommandeur Matthew Philp am Freitag vor versammelter Mannschaft bekannt gibt: »Private Beharry wird für seine Tapferkeit als erster Bürger des Commonwealth seit 1982 mit dem Victoria Cross ausgezeichnet.«

Artikel vom 19.03.2005