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Der Rostocker »Klick«

Nach dem 3:1 gegen Bochum: wieder Land in Sicht

Rostock (dpa). Sie waren schon abgeschrieben, aber jetzt sehen sie an der Ostsee wieder Land: Nach dem ersten Heimsieg werden beim FC Hansa Rostock die Hoffnungen immer größer, doch noch den Klassenverbleib schaffen zu können.

»Wir haben immer an uns geglaubt und jetzt eine kleine Serie gestartet. Wir können es noch schaffen«, sagte Hansas Stürmer Antonio Di Salvo, mit seinem fünften Doppelpack (36./49.) in dieser Saison das 3:1 (1:0) im Kellerduell gegen den VfL Bochum eingeläutet hatte.
Für die Bochumer, die auf fremdem Platz zuletzt am 28. August 2004 (2:1 in Bielefeld) gewinnen konnten, wird es nach der neunten Auswärtspleite in Serie hingegen immer unwahrscheinlicher, den fünften Abstieg der Vereinsgeschichte noch abzuwenden.
Hatte Hansa zuletzt vor heimischer Kulisse fast immer wie paralysiert gespielt und die Gegner regelrecht zum Punkte holen eingeladen, kamen im Duell gegen den direkten Abstiegskonkurrenten wieder alte Tugenden zum Vorschein. Kampfstark und einsatzbereit, laufstark und spielfreudig - die Hanseaten waren kaum wieder zu erkennen. »Endlich hat das Team die richtige Synthese zwischen Kampf, Leidenschaft und spielerischen Komponenten gefunden und das umgesetzt, was ich gefordert habe«, resümierte Hansa-Coach Jörg Berger, der seinen 100. Sieg als Bundesliga-Trainer feierte: »Man hat richtig gemerkt, dass es bei einigen Klick gemacht hat.«
Matchwinner Di Salvo bremste zwar die Erwartungen (»Noch haben wir nichts erreicht«), aber angesichts des zweiten Sieges in Serie, bei dem Rade Prica (52.) mit einem 25-m-Kracher ins rechte obere Eck für das »Tor des Tages« sorgte, reifen schon neue Träume. »Jetzt müssen wir auch in München punkten«, blickte Di Salvo bereits auf die Partie Samstag beim FC Bayern München. Auch Hansa-Kapitän Mathias Schober sieht beim Rekordmeister durchaus Chancen: »Wir müssen das Positive mitnehmen, dann ist vielleicht auch dort was machbar.«
Während sich die Hanseaten am Rausch des Sieges erfreuten, gehen beim VfL, der durch Edu (70.) zum Ehrentreffer kam, langsam, aber sicher die Lichter aus. »Das war eine katastrophale Leistung. Wir sind maßlos enttäuscht, vor allem weil wir uns hier große Chancen ausgerechnet hatten«, meinte der sichtlich mitgenommene Trainer Peter Neururer, der nicht nur erneut »Neururer raus«-Rufe der Fans ertragen, sondern sich auch Fragen nach seiner Person stellen musste. »Natürlich bin ich für die Misere mitverantwortlich. Aber so lange ich die Mannschaft noch erreiche, mache ich weiter«, erklärte Neururer, der sich und den VfL aber noch nicht aufgegeben hat: »Die Zwischenrechnung sieht für uns zwar sehr schlecht aus, aber es sind noch neun Spiele, und abgerechnet wird am Schluss.«
Trotz des Absturzes auf den 17. Platz steht Neururer noch nicht zur Disposition. »Es gibt keine Anzeichen, dass Neururer nächste Woche nicht mehr unser Trainer ist«, stellte sich Vorstandsmitglied Dieter Meinhold demonstrativ hinter den Fußball-Lehrer: »Wir werden mit ihm weiter kämpfen und versuchen, das das Klassenziel noch zu erreichen.«

Artikel vom 14.03.2005