19.03.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Blaster statt Licht-Schwert
»Republic Commandos« gewinnen den »Krieg der Sterne«
Es gibt wohl kaum eine Filmlizenz, die so ausgeschlachtet wird wie George Lucas' »Star Wars«. Und keine, aus der so viele gute Spiele hervorgegangen sind. »Republic Commando« heißt der neueste Streich von Lucas Arts.
Activison vertreibt den Egoshooter, bei dem nicht strahlende Jedi-Ritter die Hauptrolle spielen, sondern die »gemeinen Fußsoldaten« der Republik, die erst jüngst in Episode II auf der großen Leinwand bewiesen haben, dass Jedi allein noch kein Garant für den Sieg über das Böse sind.
Einfach Abziehbilder von der »Klonschablone« wie ihre gesichtslosen Kameraden sind die Kommandos allerdings nicht: Schließlich wurde ihr Wille während der Reifephase nicht manipuliert und Jango Fett, Vater aller Klone, hat sie persönlich ausgebildet.
Republic Commando fehlt die fast klinisch reine Atmosphäre anderer Star-Wars-Spiele. Die Kommandos machen sich die Hände schmutzig und der Scheibenwischer, der für klaren Blick aus dem Helmvisier sorgt, hat oft zu tun. Auch die Sprüche der Elitesoldaten sind eher kernig als philosophisch.
Als Anführer der Delta Squad kann der Spieler als K 38 - wie ihn seine Mitstreiter liebevoll nennen - seinen drei Kameraden Stellungen zuweisen, die das Spiel vorgibt (in dem es Umrisse zum Beispiel hinter guten Deckungen einblendet). Oder sie weisen den Feuerwerker an, ein Hindernis aus dem Weg zu räumen.
Den Gegner bekämpft das Team selbst; die künstliche Intelligenz leistet sich dabei nur selten Schwächen. Wenn die Jungs nicht gelegentlich vergessen würden, die Waffe zu wechseln oder mitten im Feuergefecht Pause machten, kämen sie ganz gut ohne Anführer über die Runden. Das ist zu wenig, um sich Taktik-Shooter nennen zu dürfen. Die Bedienung ist allerdings genial einfach und meist reicht ein Tastendruck, um das Team zu koordinieren.
Drei Gegnertypen mit etlichen Unterkategorien machen den Kommandos das Leben schwer: Roboter, Geonosianer und Trandoshaner - eine eher bescheidene Auswahl. Bewaffnet sind die Soldaten aus dem Klonlabor mit einem wirkungsvollen Allzweck-Blaster, der sich vom Sturmgewehr zum Granatwerfer und Scharfschützengewehr abwandeln lässt. Eine zusätzliche Waffe - zum Beispiel der effektive Flammenwerfer der Geonosianer - kann aufgenommen werden; sobald der Spieler eine neue aufhebt, lässt er die alte fallen. Alternativer Feuermodus - Fehlanzeige. Stattdessen steht mit jeder Waffe ein starker Nahkampfangriff zur Verfügung; was spielerisch Sinn macht, wenn Gegnerhorden unversehens auf Tuch-, pardon: Rüstungfühlung gehen. Wieder aufladbare Schutzschilde bewahren die Squadmitglieder vor Schaden; fällt ein Soldat, päppeln ihn die Teammitglieder meist schnell wieder auf. Der Schwierigkeitsgrad ist deshalb moderat.
Die Missionen sind nur lose verbunden, die Instruktionen vor Beginn jedes der 15 Level in acht unterschiedlichen und fremdartigen Alienumgebungen sind kurz und bündig. Ergänzende Informationen gibt's über Funk. Grafik und Steuerung sind vom Feinsten. Partikel, Licht- und Schatteneffekte lassen nur wenig Wünsche offen und lassen das Star-Wars-Universum einmal mehr zur (virtuellen) Realität werden. Die Programmierer haben dabei gute Arbeit geleistet: Die Hardwareanforderungen sind für moderne PCs erträglich.
Geräusch und Musik sind sehr stimmig und tragen viel zur Atmosphäre bei. Ein Glanzlicht: Die britische Rockband Ash hat den Abspann eingespielt. Temuera Morrision (Kopfgeldjäger Jango Fett aus Episode 2: Angriff der Klonkrieger) spricht im Original übrigens Klon 38. Auch die anderen Stimmen, mit denen sich das Team launige Bemerkungen zuwirft, sind gut gewählt. Republic Kommando macht Spaß, der Blick in die »Abgründe« der Klonkriege lohnt nicht nur für alle Star-Wars und Shooter-Fans. Also: Rein in die Rüstung und einmal mehr den Krieg der Sterne gewinnen. Vorausgesetzt man ist 16 Jahre alt oder älter und bereit, etwa 44 Euro auf den Ladentisch zu legen.
Thomas Lunk

Artikel vom 19.03.2005