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Sport ist noch unberechenbar

Leistungsdiagnostik soll helfen

Von Wolfgang Döbber
BadOeynhausen(WB). Prominente und olympiavergoldete Besucher und jede Menge Diskussionsbedarf mit sportwissenschaftlichen sowie sportpsychologischen Fußnoten.

Das war das Ergebnis des 6. Symposiums Herz und Leistungssport mit dem Thema »Leistungsdiagnostik, der programmierte Erfolg« mit Olympiamedaillengewinnern von Athen im Herz- und Diabesteszentrum Bad Oeynhausen. Sportler, Trainer, Sportmediziner und Fachärzte diskutierten die Frage, wie eine sportspezifische Leistungsdiagnostik aussieht und wie sie optimal zur Trainingssteuerung eingesetzt werden kann. Eine Podiumsdiskussion bot Gelegenheit nachzufragen. Zahlreiche Sportmediziner und Sportwissenschaftler waren auf Einladung von Prof. Dr. Dieter Horstkotte und Oberarzt Dr. Klaus-Peter Mellwig gefolgt.
Das Ensemble der Gäste bestand aus den Hockey-Olympiasiegerinnen Tina Bachmann und Franzi Gude (Köln), die im Finale gegen Holland (2:1) Gold für Deutschland holten, und Handball-Nationaltrainer Heiner Brand. Auch die Fußball-Nationalspielerin Silke Rottenberg gab Einblicke in die Entwicklung des Frauen-Fußballs und gefiel bei der Podiumsdiskussion durch ihre stichhaltigen Argumente für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem immer anspruchsvoller werdenden Niveau der Spiele bei den Turnieren um die EM und WM. Schwimmer Christian Keller bemängelte die Kritik durch die Medien nach dem dürftigen Abschneiden der Schwimmer. Er verwies aber auch auf die Tatsache, dass »in Athen 35 Aktive aus 27 Vereinen kamen, zudem in unterschiedlichen Disziplinen schwammen. Viele mussten erst mal den Tagesablauf managen, aber wir sind auch viel zu spät angereist«, diagnostizierte er selbstkritisch. Bachmann und Gude verwiesen auf die vielen »Höhen und Tiefen während des Turniers in Athen, da lagen Erfolg und Niederlage oft eng beieinander, obwohl wir eine intensive Vorbereitung hatten«.
Fachvorträge von Sportwissenschaftlern und Ärzten schlüsselten die leistungsdiagnostischen Erkenntnisse auf: Wo können durch Blutwerte Rückschlüsse auf die weitere Fitness eines Top-Athleten gezogen werden? Welche Erkenntnisse bringen Dauerlauf- und Sprinttests bei Handballern der Nationalmannschaft? Welchen Stellenwert hat der Lactattest? Dr. Antonius Kass erläuterte die verschiedenen Anforderungen der 108 Lehrgangstage bei den Volleyball-Damen Deutschlands. Eberhard Figgemeier (ZDF) moderierte mit dem Sportkardiologen Dr. Klaus-Peter Mellwig die Podiumsdiskussion. Figgemeier hegte die Hoffnung: Bei aller Diagnostik entscheide »doch noch immer die herrliche Unberechenbarkeit beim Sport«. Oder einfach nur das Talent, eine Spielsituation und einen Wettkampf intuitiv zu lesen. Weil es in den Genen steckt!

Artikel vom 08.03.2005