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Baby-Kamel im Park vergraben

Zwei spektakuläre Aktionen mit Not Vital vor Eröffnung seiner Schau


Bielefeld (WB/mzh). So stur Kamele auch sein mögen - mit dem Kopf durch die Wand wollen sie eher selten. Da hilft nichts: Sie müssen geworfen werden: Der Schweizer Künstler Not Vital (56) hat Gibsabgüsse von 300 Kamelköpfen gemacht und warf gestern in der Kunsthalle die lebensgroßen Brocken vor die Wand. Nicht vor den guten Philip-Johnson-Sandstein natürlich, sondern gegen eine eigens aufgestellte Holzplatte, und so, wie Augen und Ohren, Mäuler und Nasen auf ihre Unterlage bröselten, bleiben sie nun erst einmal liegen. Voilà: die Installation »300 Camels«.
Die ist Teil der Ausstellung »Not Vital - Agadez. Soziale Skulptur«, die am 20. März eröffnet wird. Am 5. Juni, zur Finissage, »fegen wir die Reste zusammen«, hört man aus der Kunsthalle.
Not Vital lebt unter anderem im schwarzafrikanischen Staat Niger - daher seine Affinität zu den Wüstenschiffen. »Das Kamel ist das einzige Tier, das einen Berg auf seinem Rücken trägt«, sagt der in der Bergwelt des Engadin geborene Künstler fasziniert.
Wenn auch Not Vitals Gipsköpfe entsorgt werden, so hinterlässt er den Bielefeldern doch ein bleibendes Kunstwerk: Während der Ausstellung wird ein ausgestopftes Baby-Kamel im Park an der Kunsthalle vergraben. Eine Messingplakette besagt: Die Skulptur heißt schlicht »Unsichtbar«.
Not Vital fühlt sich zu seinen das Todesmotiv transportierenden Aktionen von Bildern inspiriert, die wohl jeder aus Afrika kennt: gebleichte Tierknochen unter sengender Sonne. Ein bisschen sollen die »300 Camels«, ganz weiß in weiß, auch an Beinhäuser gemahnen, an aufgeschichtete Knochenhaufen, wie man sie gelegentlich an sakralen Orten findet.

Artikel vom 04.03.2005