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Brisanter Pflegebericht von Angelika Gemkow.

Essen und trinken ohne Hast

Pflegebericht rüttelt auf - Selbstverständlich ist nichts

Von Reinhard Brockmann
Düsseldorf (WB). Drei Jahre Arbeit, 580 Seiten Papier - so die nüchternen Eckdaten eines brisanten Berichts zur Lage der Pflege, den Angelika Gemkow (CDU), Bielefeld, gestern in Düsseldorf vorlegte.

»Jeder pflegebedürftige Mensch muss täglich seine Mahlzeiten und in ausreichendem Maße Getränke/Flüssigkeit in dem Tempo erhalten, in dem er kauen und schlucken kann.« Es sind die ganz elementaren Dinge, die die Öffentlichkeit aufrütteln werden.
Ê Baden, Waschen, Körperhygiene seien ein Teil der Menschenwürde, heißt es und bedeutet: das ist nicht selbstverständlich. DerÊ pflegebedürftige Mensch müsse täglich zur Toilette gebracht oder geführt werden, hatte Gemkow schon in einer früheren »Charta« formuliert. Windeln und Dauerkatheter müssten auch als pflegeerleichternde Maßnahmen die Ausnahmen bleiben.
Ê Jeder pflegebedürftige Mensch solle auf Wunsch täglich die Möglichkeit bekommen, sein Bett zu verlassen und an die frische Luft zu kommen. Heimbewohner sollten ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Mitbewohners im Doppelzimmer haben - auch das ganz offenbar keine Selbstverständlichkeit. Die Landtags-Enquete-Kommission »Situation und Zukunft der Pflege in NRW« hatte unter Gemkows Leitung Anhörungen und Sachverständigengespräche geführt. Der Bericht enthalte 161 konkrete Handlungsempfehlungen an Politik und Gesellschaft, sagte Gemkow gestern. Allein in NRW gebe es zwei Millionen aktiv und passiv Betroffene.
Auch wenn Einzelheiten erst nächste Woche in Düsseldorf präsentiert werden, hatte Gemkow schon in jüngster Zeit mehrfach mit ihrer Forderung nach einer »Charta für menschenwürdige Pflege« aufhorchen lassen.
»Die Pflege morgen ist nur sicher, wenn Politik und Gesellschaft jetzt die Verpflichtung einer menschenwürdigen Pflege annehmen und die Grundlagen für die Herausforderungen der älter werdenden Gesellschaft schaffen«, lautet eine der Hauptthesen. Nur die rechtzeitige Befassung der Menschen mit dem eigenen Alter und mehr gesellschaftliche wie politische Anerkennung des Problems, führten zur Lösung, sagte Gemkow dem WESTFALEN-BLATT. »Geld allein pflegt keine Menschen.«

Artikel vom 03.03.2005