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Drei Tote: Verurteilter Mörder
entkommt aus der JVA Senne

Manfred H. (45) kehrt vom Freigang nicht zurück - Bundesweite Fahndung

Von Christian Althoff
Enger (WB). Seit Sonntagabend fahndet die Polizei bundesweit nach Häftling Manfred H. (45), der auf der Flucht ist. Der Einbrecher hatte 1985 zusammen mit seinem Komplizen Kurt K. (42) auf einem Reiterhof in Enger (Kreis Herford) den Besitzer, dessen Freundin und den Pferdepfleger erschossen. Beide Männer waren 1987 wegen gemeinschaftlichen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Erschossen: Annette Sch. (22), die Freundin des »Gastronomie-Königs« Hans-Günther E.Erschossen: Reiterhofbesitzer Hans-Günther E. (42)Erschossen: Pferdepfleger Volker V. (27)

Manfred H. war vor Jahren aus dem geschlossenen Vollzug in die offene Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne verlegt worden. Hier sollte er auf eine Freilassung auf Bewährung vorbereitet werden. Obwohl der verurteilte Mörder bereits zweimal nicht pünktlich von einem Freigang zurückgekommen sein soll, sollen ihm weitere Anträge auf Ausgänge genehmigt worden sein - insgesamt etwa 1000 Stück. So durfte Manfred H. auch am vergangenen Samstag die JVA-Außenstelle in Oelde (Kreis Warendorf) verlassen, wo er zuletzt gesessen hatte. Seine Zusage, sich Sonntagabend zurückzumelden, hielt er nicht ein. Und diesmal können die Justizvollzugsbeamten kaum auf eine baldige und freiwillige Rückkehr des Häftlings hoffen: Bei der Durchsuchung seiner Zelle fanden sie einen Brief, in dem der Häftling sinngemäß erklärt, ihm sei »jetzt alles egal.«
Manfred H. stammt aus Detmold, sein damaliger Komplize Kurt K. aus Lemgo. Die beiden lebten von Einbrüchen, als sie am 25. August 1985, einem Sonntag, kurz vor Mitternacht in den Reiterhof des »Gastronomie-Königs« Hans-Günther E. (42) in Enger-Oldinghausen einstiegen. Wie das Bielefelder Landgericht später feststellte, hofften die beiden, mit Waffengewalt 200 000 Mark rauben zu können. Während Manfred H. den Pferdepfleger Volker V. (27) weckte und mit einer abgesägten Schrotflinte in Schach hielt, erschoss Kurt K. den Millionär Hans-Günther E. in seinem Bett. Dann ließ er sich von dessen Freundin Annette Sch. (22) den Schlüssel zum Tresor geben, in dem allerdings nur 5000 Mark lagen. Kurt K. erschoss die um ihr Leben flehende junge Frau darauf aus kürzester Entfernung mit seiner Schalldämpfer-Pistole und tötete den aufrecht im Bett sitzenden Pferdepfleger ebenfalls mit einem Kopfschuss. Anschließend soll Manfred H. jedem der Opfer einmal in den Kopf geschossen haben. Manfred H. war in Frankreich, sein Komplize in Spanien festgenommen worden.
Die Nachricht von der Flucht überraschte gestern Rechtsanwalt Michael Tröster aus Detmold, der H. 1987 vor dem Landgericht Bielefeld verteidigt hatte: »Wenn er sich bei mir meldet, werde ich ihm raten, sich zu stellen.«
H.s Komplize Kurt K. hatte 1992 in der JVA Werl (Kreis Soest) Geiseln genommen und versucht, seine Flucht zu erpressen. Als Polizisten die Haftanstalt stürmten, hatte Kurt K. zwei Geiseln mit Alkohol überschüttet und angezündet. Sie überlebten schwer verletzt.

Artikel vom 01.03.2005