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Unterricht »an
sich« entscheidend

Tagung mit 900 Didaktikern

Bielefeld (sas). Mit den Bildungsstandards des Religionsunterrichts will sich die Arbeitsgemeinschaft Katholische Religionspädagogik befassen; den Geschichtsunterricht an Schulen nimmt die Konferenz für Geschichtsdidaktik unter die Lupe, Exkursionen, das Kerngeschäft der Geographie, sind Thema des Hochschulverbandes für Geographie, und die Didaktik ihres Faches diskutieren die Mathematiker.

Insgesamt 14 »Fachdidaktische Fachgesellschaften« treffen sich vom 27. Februar bis 2. März in Bielefeld zur zweiten Tagung ihres Dachverbandes, um über Bildungsstandards und die Frage, wie sie zu erreichen sind, um über Lehrerausbildung und -fortbildung zu beraten. Nach einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung im Auditorium maximum der Universität am kommenden Montag tagen die Einzelgesellschaften des Dachverbandes unabhängig voneinander.
Gut 900 Teilnehmer werden in der Universität erwartet; sie diskutieren über die Kompetenzentwicklung der Schüler und darüber, was diese am Ende der Schulzeit wirklich wissen und welche Fertigkeiten sie erworben haben sollten. Das unzureichende Abschneiden der deutschen Schüler in internationalen Vergleichsstudien hat dazu geführt, dass die Lehrpläne durch so genannte Bildungsstandards ersetzt wurden. Ihre Formulierung und die Frage, wie überprüft werden kann, ob sie erreicht werden, beschäftigt die Didaktiker aller Fächer.
Die größte Gruppe im Rahmen der Tagung stellt die Gesellschaft für Didaktik der Mathematik. 350 Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum sowie aus Osteuropa haben sich angemeldet; es gibt 160 Sektionsvorträge. In die Tagung der Mathematikdidaktiker ist am Dienstag, 1. März, ein Tag der Fortbildung für Lehrer der Region integriert. Außerdem findet an diesem Tag um 18 Uhr ein öffentlicher Vortrag statt: Dr. Walter Krämer (Uni Dortmund) erklärt: »So lügt man mit Statistik«. Der Referent ist durch allgemeinverständlich geschriebene Bücher bekannt, die sich mit »populären Irrtümern« befassen.
Die mit gut 150 Teilnehmern zweitgrößte fachdidaktische Gruppe der Tagung ist die der Didaktiker im Verband Deutscher Biologen, die ihre Tagung bis zum 4. März im Bildungszentrum des Jugendgästehauses, Dürkopp Tor 6, durchführen. Ihr Thema sind die Bildungsstandards in der Biologie, die erst kürzlich von der Kultusministerkonferenz beschlossen wurden.
Sachkenntnis über biologische Phänomene, Begriffe und Prinzipien, der Lernprozess (»Erkenntnisgewinnung«) durch Beobachten, Vergleichen, Experimentieren, das Anwenden von Modellen und erlernten Techniken, die Fähigkeit, das Erlernte sach- und fachbezogen auszutauschen und zu bewerten - dies alles gehört zu den Vorgaben, die die Lehrer im Unterricht umsetzen sollen.
»PISA hat gezeigt, dass die Ausstattung und Klassengröße nicht so entscheidend sind wie der Unterricht an sich«, sagt Dr. Annette Upmeier zu Belzen von der Uni Münster und Vorstandsmitglied der Sektion Biologiedidaktik des Verbandes. Nach dem Willen der Kultusminister sollen die Schüler nicht Wissen konsumieren, sondern selbst aktiv werden und Erfahrungen selbst machen. »Neu ist das alles nicht, diese Ansätze sind Jahrzehnte alt - aber gültig.« Und weil Kinder viele »Primärerfahrungen« in der Natur heute nicht mehr machen, müsse der Unterricht auf diese veränderte Lebenswelt reagieren, diese Erfahrungen vermitteln und den Unterricht in der Lebenswelt der Kinder verankern.

Artikel vom 25.02.2005