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Kreidefelsen auf Rügen abgestürzt

Von den »Wissower Klinken« sind nur noch Stümpfe zu sehen

Die »Wissower Klinken« gibt es in dieser Form nicht mehr. Foto: dpa

Sassnitz (ddp). Einer der berühmtesten Kreidefelsen auf Rügen ist abgestürzt. Die Wissower Klinken zwischen Sassnitz und Königsstuhl lösten sich in der Nacht zum Donnerstag von der Steilküste. Schätzungsweise 50 000 Kubikmeter Kreide fielen in Brocken auf den Ostseestrand. Die Insel Rügen verliert dadurch eines ihrer Wahrzeichen, das eine Zeit lang irrtümlich als Vorlage für das Gemälde »Kreidefelsen auf Rügen« von Caspar David Friedrich galt. Der Abbruch kam für Naturschützer nicht unerwartet. Jetzt wird ein Ansturm von Spaziergängern auf der Suche nach Fossilien im Kreidebruch erwartet.
»Nur Stümpfe sind noch zu sehen«, sagte Manfred Kutscher, Leiter des Nationalparkamtes Jasmund. Er war am Morgen von einem Spaziergänger über den Abbruch informiert worden. Risse seien in der Kreidewand bereits vor einigen Wochen deutlich zu sehen gewesen. Die nasse Witterung habe den Abbruch noch beschleunigt, erklärte Kutscher. Feuchter und schwerer Mergel drückten dann so lange, bis sich die vordere Kreidefront löse. »Das kann man nicht verhindern, das ist die Natur«, sagte Kutscher.
Kreideabbrüche zum Ende einer Frostperiode sind nichts Ungewöhnliches. Die 13 Kilometer lange Küste musste in den vergangenen Jahren schon weit größere Verluste hinnehmen. 1953 verlor die Steilküste etwa 100 000, 1981 sogar 150 000 Kubikmeter Kreide.
Durch Erosion verändere die Felsformation ständig ihr Aussehen, sagte ein Sprecher des Nationalparkzentrums am Königsstuhl.

Artikel vom 25.02.2005