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Kommentar
Berlinale

Preisverdächtige Geschichte


Wenn es um Filmpreise geht, ist die deutsche Geschichte hitverdächtig. Bei der Berlinale heimste »Sophie Scholl - Die letzten Tage« zwei Silberne Bären ein. Als bärenstark erwiesen sich Hauptdarstellerin Julia Jentsch und Regisseur Marc Rothemund. Am kommenden Wochenende nun werden in Hollywood die Oscars vergeben: Nominiert als bester ausländischer Film ist »Der Untergang« über Hitlers letzte Tage im Führer-Hauptquartier.
Im Vorfeld wurde Bruno Ganz für seine grandiose Darstellung des Diktators bereits überschwenglich gelobt. Ob nun Hitler oder Sophie Scholl von der Widerstandsgruppe »Weiße Rose«: Solche historischen Figuren fordern Schauspielern alles ab und provozieren geradezu Höchstleistungen.
Berlinale- und Oscar-Jury honorieren das Bemühen um historische Genauigkeit, das sich von der klischeehaften Darstellung der Nazi-Zeit im Hollywood-Kino abhebt. Beim Mauerfall setzte Wolfgang Becker Akzente. Sein tragikomischer Umgang mit der Wende in »Good Bye, Lenin!« brachte ihm den Deutschen Filmpreis und eine Nominierung für die Golden Globes ein. Merke: Deutsche Regisseure beherrschen die filmische Vergangenheitsbewältigung. Dietmar Kemper

Artikel vom 21.02.2005