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»Für uns ein Armutszeugnis«

Tenniskreis Bielefeld im Jugendbereich ohne Führung - Betretendes Schweigen

Von Franz Braun
Bielefeld (WB). Seit Dienstagabend ist der Tenniskreis im Bereich des Nachwuchses ohne Führung. Auf der Jugendversammlung des Tenniskreises Bielefeld im Clubhaus des TC Brackwede konnte kein Nachfolger oder Nachfolgerin für die scheidende Jugendwartin Elke Poltrock gefunden werden. »Das ist ein Armutszeugnis für unseren Kreis«, klagte Kreisvorsitzender Bernd Kassing nach der Marathonsitzung (knapp drei Stunden).

Beschämend war auch die Resonanz der Tennisvereine des heimischen Kreises. Nur 40 Prozent der amtierenden Jugendwarte fanden sich zur Versammlung ein. »So etwas wäre im Fußball undenkbar«, meinte der Vertreter von BW Quelle Dieter Kropp. Tagesordnungspunkt sieben, »Wahl des Kreisjugendwartes«, könnte der Grund gewesen sein, warum viele der Versammlung fernblieben.
Dieser Tagesordnungspunkt war es dann auch, der zeitlich den Rahmen dieser Zusammenkunft fast sprengte. Die anderen Tagesordnungspunkte waren fast im Schnelldurchgang abgehakt worden, so unter anderem auch die einstimmige Entlastung des Vorstandes. Als dann der Kreisvorsitzende als Versammlungsleiter um Vorschläge für den neuen Kreisjugendwart bat, bekam er als Antwort betretendes Schweigen vom Auditoriums. Eine aussagekräftige Stille, die schon signalisierte, dass keine Bereitschaft vorhanden war, die vakante Position zu besetzen.
Das zeigte auch die langsam in Gang kommende Diskussion zwischen den Vereinsvertretern und Tennis-Chef Bernd Kassing. Letzterer hätte es eigentlich wissen müssen, denn Kassing hatte schon im Vorfeld der Versammlung einen Nachfolger gesucht. Schließlich hatte Elke Poltrock schon 18 Monate zuvor erklärt, dass sie nicht mehr kandidieren würde. »Ich habe mit 40 Leuten gesprochen, doch leider ohne Erfolg«, erklärte Kassing.
Auch sein eindringlicher Hinweis, die Nichtbesetzung des Posten eines Jugendwartes würde voraussichtlich Konsequenzen in Hinblick der finanziellen Zuwendungen der Sponsoren haben, änderte nichts am vorhandenen Meinungsbild.
Gleiches bestätigte auch Marketingleiter Manfred Brinkmann von der Sparkasse Bielefeld am gestrigen Mittwoch. »Wir bedauern diese Entwicklung, denn derzeit haben wir keinen verlässlichen Ansprechpartner. Noch besteht aber kein Anlass über Kürzungen zu reden, doch mittelfristig sollte dieses Problem behoben werden.« Auch Kerstin Wolffgardt von der Stiftung der Stadtwerke Bielefeld sieht momentan kein Handlungsbedarf. »Wir stehen mit unserer Projektförderung, die in diesem Jahr ausläuft, weiter zur Verfügung. Dies wird sicherlich auch im nächsten Jahr der Fall sein. Allerdings werde ich mit Philipp Pröbsting (zweiter Vors. des Tenniskreises, die Red.) ein Gespräch führen, was der Tenniskreis nun unternehmen wird.«
Auch die Idee einer Teambildung auf dem vakanten Posten, konnte mangels Bereitschaft (Ausnahme war die Jugendwartin des VfL Oldentrup, Petra Kickert) nicht realisiert werden. Viele anwesende Jugendwarte erklärten ihr »Nein« mit der intensiven Arbeit, die sie dann gleichzeitig mit ihrem Amt im Verein ausüben müssten. Neben Beruf und Familie wäre dieses Ehrenamt (Jugendwart im Verein und im Kreis) nicht mehr zeitlich machbar. Selbst der Vorschlag eines hauptamtlichen Jugendwartes kam auf den Tisch.
Bei allen Bemühungen von Kreis-Chef Kassing gelang es ihm nicht einen Kandidaten zu bewegen, sich zur Wahl zu stellen. So entfiel der achte Tagesordnungspunkt. Die zweite Jugendwartin, Ulrike Wannenmacher-Möller, die im Jugendbereich für die Staffelleitung zuständig ist, erklärte ihre Bereitschaft, diesen Posten weiter zu führen. Allerdings nur, wenn ihr eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger oder ein Jugendwartteam zur Seite steht.
»Bis zur unserer Kreissitzung am 10. März müssen wir eine Lösung gefunden haben«, meinte Kassing nach der ergebnislosen Sitzung. Er konnte immer noch nicht begreifen, warum keiner bereit war, diesen Posten zu übernehmen. Fakt ist: der Tenniskreis Bielefeld ist derzeit ohne Führung im Nachwuchsbereich.
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Artikel vom 17.02.2005