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Am 21. Februar beginnen die Abrissarbeiten. Dafür muss der rechte Fahrstreifen der Artur-Ladebeck-Straße in Richtung Brackwede gesperrt werden.

China keine
Alternative
zu Brackwede

Baxter OncoIogy investiert Millionen

Brackwede/Künsebeck (pss/pes). Die früheren ASTA-Werke in Brackwede gewinnen wieder mehr an Bedeutung. Das Unternehmen »Baxter Oncology«, Inhaber der ehemaligen ASTA-Werke, verzichtet jetzt auf eine 20 Millionen-Euro-Investition in seinem Hauptwerk Halle-Künsebeck. Dafür wird an der Artur-Ladebeck-Straße »in einem hohen einstelligen Millionenbereich« investiert.

Wie bereits am 21. Januar exklusiv berichtet, haben am Brackweder Standort bereits umfängliche Abriss- und Umbauarbeiten begonnen. So wird unter anderem das markante Verwaltungsgebäude direkt an der Artur-Ladebeck-Straße auch abgerissen. So werden die rechte Fahrspur der Artur-Ladebeck-Straße in Bahrtrichung Brackwede sowie der Geh- und Radweg im Bereich des ehmaligen Verwaltungsgebäudes von Montag, 21. Januar, an bis voraussichtlich Mitte April wegen der Abrissarbeiten gesperrt.
Mit dem Neubau in Künsebeck sollte eigentlich der letzte Bereich vom ehemaligen ASTA-Standort in Brackwede nach Künsebeck verlagert werden. Die Keimzelle des Chemie- und Pharmaunternehmens zwischen Bahnlinie und Artur-Ladebeck-Straße behält aber doch seine Bedeutung und wird sogar aufgewertet. Die letzte Entscheidung fällt allerdings in der Baxter-Zentrale in den USA.
Baxter in Künsebeck ist nach mehreren Neustrukturierungen auch unter früheren Gesellschaftern spezialisiert auf die Herstellung von Krebsmedikamenten, so genannten Zythostatika, die als Injektion verabreicht werden. Die Endprodukte werden direkt vertrieben, für andere Unternehmen und natürlich auch für den Mutterkonzern in den USA produziert. Die Wirkstoffe dafür werden komplett selbst hergestellt - das schon in den 50er Jahren entwickelte Cyclophosphanid und das aus den 70er Jahren stammende Iphosphanid für die Hochdosistherapie.
Beide Wirkstoffe sind auch in der aktuellen Krebstherapie noch unübertroffen, die Produktion bewegt sich deshalb, ungewöhnlich für hochspezialisierte Arzneimittel, mengenmäßig auf sehr hohem Niveau. Mehrere Tonnen pro Jahr werden deshalb an »Rohstoffen« benötigt, hergestellt zurzeit im Werk an der Artur-Ladebeck-Straße. Baxter Künsebeck - so heißt der Standort inclusive Brackwede - produziert damit nicht nur 90 Prozent des Weltmarktanteils, sondern versorgt auch zu 100 Prozent die Arzneimittelherstellung in Künsebeck.
Für diese »in der Welt einzigartige« Wirkstoff-Produktion, so Technischer Leiter Dr. Wolfgang Degener, war eigentlich der Neubau in Künsebeck gedacht - was vermutlich mehr als 20 Millionen Euro gekostet hätte. Die Konzernzentrale in Amerika ließ deshalb noch einmal spitz rechnen. Durch den Kostendruck auf die eigenen Erzeugnisse mussten die Künsebecker nach Alternativen suchen, unter anderem auch nach Fremdproduzenten im Billiglohn-High-Tech-Land China.
Dr. Degener war deshalb für längere Zeit im Reich der Mitte, kam aber mit der für die 30-köpfige Belegschaft in Brackwede beruhigenden Resultat zurück: »Was wir hier können, kann man in China nicht.« Insgesamt hat Baxter übrigens am Standort Künsebeck knapp 500 Beschäftigte, davon 25 Auszubildende.
Konsequenz war deshalb, den Chemiebereich in Brackwede am dortigen Standort zu belassen. Um Produktivität und Qualität langfristig zu sichern, sind aber auch hier Investitionen nötig, die sich nach Auskunft von Dr. Degener und Personalchef Jürgen Fleischer »nur« im hohen einstelligen Millionenbereich bewegen werden. Dem muss die Konzernzentrale aber noch zustimmen.
Derweil wird die ASTA-Keimzelle in Brackwede schon zurückgebaut. Auf dem 50 000 Quadratmeter großen Areal, seit 85 Jahren Produktionsstandort, sind bereits die Kantine, die Tumorforschung und ein Wohnhaus abgerissen worden, es folgen in den nächsten Wochen das Labor- und das Verwaltungsgebäude direkt an der Artur-Ladebeck-Straße.
Genutzt werden soll nach erfolgten Abrissarbeiten nur noch ein etwa 9000 Quadratmeter großes Areal rund um die jetzige Wirkstoffproduktion.

Artikel vom 17.02.2005