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Mäusebussarde machen
auch Mittagspause

Helmholtz-Gymnasium stark im Bereich Biologie

Bielefeld (hu). Wenn der Mäusebussard zur Jagd unterwegs ist, macht er dabei gerne eine Mittagspause. Allerdings weniger, um sich auszuruhen, sondern weil er zu dieser Tageszeit seine bevorzugte Beute - Feldmäuse - schlechter entdecken kann. Das zumindest folgern Moritz Finke und Bowen Pan aus ihren Beobachtungen der Greifvogelart, die sie für ihr Projekt in Rahmen des Wettbewerbs »Jugend forscht« gemacht haben.

Die beiden 13-Jährigen bilden eine von fünf Mannschaften des Helmholtz-Gymnasiums, die an dem Regionalwettbewerb am kommenden Samstag in Herford teilnehmen. Die beiden haben an sieben Tagen im vergangenen Mai und Juni Mäusebussarde in der Nähe von Lübbecke beobachtet um zu erforschen, wie sich die Flugaktivitäten der Tiere über den Tag verteilen.
Das Ergebnis ihrer Arbeit: Die Bussarde sind besonders vor- und nachmittags auf der Jagd. Denn dann sind auch die Feldmäuse aktiv, die einen anderen Lebensrhythmus haben. Und durch den schrägeren Stand der Sonne wird der Schatten der Mäuse größer, so dass sie aus der Luft leichter zu erkennen sind, schlussfolgern die Schüler. »Ob die Verteilung der Flugaktivitäten auch an regnerischen Tagen so ist, das wollen wir vielleicht in nächsten Jahr untersuchen«, sagt Bowen Pan.
l Welche sozialen Wespenarten es in Bielefeld gibt, haben Arne Böker (14) und Alexander Vorweg (14) ausgekundschaftet. Mit Fangdosen und Streifnetz waren sie vor allem im Botanischen Garten unterwegs, um die Insekten einzufangen und zu bestimmen. »An ihrem Gesicht kann man sie gut unterscheiden«, erklärt Arne Böker, der bereits zum vierten Mal beim Wettbewerb »Schüler experimentieren« im Rahmen von »Jugend forscht« mitmacht. Die beiden konnten alle deutschen Papierwespenarten, bis auf die so genannten Sozialparasiten, entdecken. Und stellten dabei fest: »Die Mittlere Wespe, die Dolichovespula media, kommt häufiger vor, als die Rote Liste für bedrohte Tiere aussagt«, erläutert Alexander Vorwerg. Außerdem untersuchten sie verschiedene verlassene Wespennester und verglichen die Zahl der Waben mit den Werten in der einschlägigen Fachliteratur. Eine Beobachtung, die sie dabei gemacht haben ist, dass im Stadtteil Oldentrup trotz guter Standorte die Nester vergleichsweise klein sind. Und auch sie haben bereits für den kommenden Wettbewerb ein Nachfolgethema ins Auge gefasst. Arne Böker: »Dann wollen wir schauen, wie das Wespenvorkommen im Vergleich von Innenstadt und den Außenbezirken ist.«
l Wer reagiert schneller, Kinder oder Erwachsene? Und sind Mädchen vielleicht reaktionsschneller als Jungen? Diesen Fragen gingen Fabian Handl und Oliver Hebestreit auf den Grund. Benutzt haben sie dazu ein denkbar einfaches Messinstrument: ein Lineal.
Und auch der »Versuchsaufbau« ließ sich prima auf der Klassenfahrt, die die Schüler für ihre Forschungen genutzt haben, durchführen: Einer der Tester hielt das Lineal in die Höhe, die Versuchsperson hielt Zeigefinger und Daumen mit einem Zentimeter Abstand an das untere Ende. Dann ließen die beiden 11-jährigen Forscher das Lineal fallen. Je kürzer der Weg war, den das Lineal vor dem Auffangen zurücklegen konnte, um so schneller die Reaktionszeit. »Wir haben 135 Personen mit jeweils acht Durchgängen getestet, das sind 1080 Messungen«, nennt Fabian Handl den Umfang des Projektes.
Heraus kam, dass Erwachsene schneller reagieren als Kinder, dass Mädchen etwas besser sind als Jungs und dass Sportunterricht die Leistungen steigert. Einen Lerneffekt gibt es allerdings nicht. Oliver Hebestreit: »Auch wenn man es oft hintereinander probiert, werden die Ergebnisse nicht besser.«
l Dass Saatkrähen sich von Menschen und Autos kaum stören lassen und Mülleimer als bevorzugte Nahrungsquelle nutzen, stellten Jana Sandmeyer (13), Svenja Wilker (13) und Christian Lanz (13) bei ihrer Beachtung der Brutkolonie am Wiesenbad fest. Und noch eines registrierten die Mädchen: Bei starkem Wind vollführten die Saatkrähen akrobatische Flugmanöver. »Offensichtlich nur so zum Spaß«, sagt Kristina Lanz. Denn bei Sonnenschein zeigten sich die Krähen deutlich fauler und blieben lieber in den Ästen der Bäume sitzen.
l Im Morgengrauen mit Eimer und Warnweste unterwegs waren Nadine Lange (12), Mia Landwehrmann (12) und Mathis Lohmann (12). Ihr Forschungsobjekt: die Erdkröten am Gut Eckendorf. Jeden Tag kontrollierten sie die Schutzzäune in dem Bereich und die daran entlang eingegrabenen und nummerierten Fangeimer, zählten die Kröten, bestimmten ihr Geschlecht (»die Männchen geben einen Laut von sich, wenn man sie ein bisschen in die Seite drückt«) und wogen sogar einige der Amphibien.
Und sie registrierten, zu welchen Teich sie unterwegs waren, um dort abzulaichen. Angst, die Tiere anzufassen, hatten die drei nicht. Und nach eineinhalbmonatigem Einsatz und dem Vergleich mit den Zahlen der vergangenen Jahre kamen sie zu einem erfreulichen Ergebnis: »Die Zahl der Kröten am Gut Eckendorf verdoppelt sich dank der Schutzzäune jedes Jahr«, sagt Mathis Lohmann.

Artikel vom 17.02.2005