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253 Spinnenarten sind
in NRW gefährdet

Am Wochenende große Ausstellung in Herford

Von Dietmar Kemper
Bielefeld/Herford (WB). Obwohl Spinnen als Allerweltstiere gelten, sind 253 der etwa 633 Arten in Nordrhein-Westfalen im Bestand bedroht. »46 Arten sind sogar stark gefährdet«, sagte Sven Zähle vom Naturwissenschaftlichen Verein für Bielefeld und Umgegend dieser Zeitung. In dem Verein mit mehr als 600 Mitgliedern leitet er die Arbeitsgemeinschaft Spinnenkunde.
Wenn Bananen in Europa ankommen, krabbeln immer wieder Vogelspinnen aus den Kisten. Foto: teutopress
Am Wochenende zieht es Zähle nach Herford - zu »Deutschlands größter Spinnenausstellung«, wie die Veranstalter versprechen. Mehr als 70 Exemplare, darunter Vogel- und Wolfspinnen, sind an diesem Samstag und Sonntag im Schützenhof zu sehen. Im Gegensatz zu vielen Besuchern wird sich Sven Zähle nicht angeekelt von den Terrarien abwenden. »Völlig unbegründet« wird seiner Meinung nach die Angst vor den Krabblern mit acht Beinen von Generation zu Generation weiter gegeben.
Von den weltweit 35 000 Spinnenarten (Araneae) seien nur zwei Dutzend gefährlich, etwa die südamerikanische Kammspinne mit ihrem starken Nervengift und die australische Trichternetzvogelspinne, deren Biss ebenfalls tödlich sein könne. In Deutschland dagegen gibt es »keine Spinnenarten, die wirklich gefährlich sind«, betont Zähle (42). Statt dessen müssen sich die Spinnen vor den Menschen fürchten. So wie die Wasserspinne, die in Tümpeln auf Beute lauert und erleben muss, wie die feuchten Biotope immer weniger werden.
Dagegen finden die Zitter- und Hauswinkelspinnen genügend Ecken als Untermieter der Menschen. »In Häusern können die Tiere gut überwintern und mehrere Jahre alt werden«, erläutert Sven Zähle. Während die Zebraspringspinne, die Spinne des Jahres 2005 mit den helldunklen Querstreifen, Insekten auf Außenwänden jagt, steigen im Innern Krabbler bisweilen in die Badewanne und erweisen sich als »Hausfrauenschreck«.
Bei genauem Hinsehen sind sich Spinnen weniger abstoßend als faszinierend. Sie fressen Insekten und ihr eigenes Netz. Wenn es beschädigt ist, wird das hauchdünne Gebilde aus Spinnseide in den Drüsen neu produziert. »Spinnen kennen sich mit Recycling aus«, schmunzelt Sven Zähle. Die Radnetze der Kreuzspinne gehören zu den schönsten Fanggeweben. In dem luftigen Gebilde verheddern sich Fluginsekten.
Nur etwa die Hälfte der Spinnenfamilien knüpft Netze. Vom Fleiß der Arten, die es tun, profitieren manchmal verletzte Menschen. »In den Tropen können Spinnennetze als Pflasterersatz verwendet werden«, erzählt Zähle. Im südamerikanischen Regenwald lebt die größte Spinne der Welt, eine Vogelspinne. Die Körperlänge der Theraphosa blondi erreicht zwölf Zentimeter, die Spannweite der acht Beine bis zu 30 Zentimeter. Dagegen sind Exemplare von Patu digua, die in Kolumbien vorkommen, mit bloßem Auge kaum zu erkennen. »Die Spinne ist so groß wie der Punkt am Ende eines Satzes«, beschreibt Sven Zähle.
www.nwv-bielefeld.de/spinnen/

Artikel vom 19.02.2005