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Der Innenminister ließ sich
rund um die Uhr berichten

Tödlicher Schuss: Kommissar gilt als »sehr besonnen«

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe eines Kriminalhauptkommissars bei McDonald's am Jahnplatz hat für Wirbel bis ins Düsseldorfer Innenministerium gesorgt. Minister Fritz Behrens habe sich am Wochenende rund um die Uhr von den Ermittlungen berichten lassen bis feststand, dass der Zivilfahnder in Notwehr gehandelt habe, so die Polizei.

Sprecher der Polizeigewerkschaften äußerten sich gestern erleichtert darüber, dass die Auswertung der Videoaufzeichnung aus dem Schnellrestaurant ihren 44-jährigen Kollegen entlastet habe. Die Festplatte des McDonald's-Computers, auf dem alle Bilder der Videokameras gespeichert seien, habe man als Beweisstück beschlagnahmt, teilte der ermittelnde Staatsanwalt Hans-Dieter Heidbrede mit. Sein Fazit: »Nach dem, was ich bisher von der Aufzeichnung gesehen habe, spricht alles dafür, dass der Beamte seine Waffe in Notwehr gezogen hat.«
Burkhart Fritz, Kreisvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), bekräftigte, dass »nach dem bisherigen Ermittlungsstand dem Kollegen kein Vorwurf zu machen ist«. »Es laufen objektive und nachvollziehbare Untersuchungen«, würdigte Fritz die Arbeit der Münsteraner Kripo, die aus Neutralitätsgründen die Ermittlungen in Bielefeld mit Staatsanwalt Heidbrede führt.
Manfred Arning vom Vorstand des Bundes deutscher Kriminalbeamter (BdK) betonte, dass der Gebrauch der Dienstwaffe dem Hauptkommissar offenbar das Leben gerettet habe. Dass sich der Zivilfahnder nun bei der Untersuchung nach dem tödlichen Schuss anwaltlich vertreten lasse, sei nicht als Eingeständnis einer Teilschuld zu werten.
Arning, der selbst Jahre lang im für Mord und Totschlag zuständigen Bielefelder Kriminalkommissariat 11 gearbeitet hatte: »Zum Schutz des Beamten ist ein formelles Untersuchungsverfahren eingeleitet worden. Das Recht, sich einen Anwalt zu nehmen, steht jedem zu. Und jeder Polizist kann ein faires Verfahren erwarten.«
Kollegen des Hauptkommissars beschrieben den 44-Jährigen als einen »sehr besonnenen Mann mit langer Berufserfahrung«. Sein Griff zur Dienstwaffe nach dem Messerangriff des Deutsch-Marokkaners Dris H. (41) habe gezeigt, dass »die Gefahr für Polizisten in den vergangenen Jahren größer geworden ist.«
Unterdessen läuft im McDonald's am Jahnplatz seit Samstag der Kundenbetrieb wieder normal. Staatsanwalt Heidbrede hatte den Tatort im Schnellrestaurant am späten Freitag gegen 23.30 Uhr nach Stunden langer Arbeit der Spurensicherung freigegeben.
Seinen Angaben zufolge soll sich der erschossene Deutsch-Marokkaner bereits Stunden vor der Messerattacke in Bielefeld aufgehalten haben. Dris H. sei, so Heidbrede, mit dem Zug aus seiner Heimatstadt Minden angereist. Was er in der Zeit vor dem Treffen mit der Kripo gemacht habe, müsse noch ermittelt werden.

Artikel vom 14.02.2005