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Bausparen noch mit Sechzig

Sparkasse lockt »neue Alte« -ÊGerlach lobt Gesellschaft des langen Lebens

Von Bernhard Hertlein
Bochum (WB). Die Sparkassen in Westfalen-Lippe setzen verstärkt auf die »neuen Alten«. »Wir verstehen die demografische Entwicklung nicht als Belastung, sondern als Chance«, erklärte Dr. Rolf Gerlach vor Journalisten in Bochum.

Die Aussicht, 80, 90 oder gar 100 Jahre alt zu werden, verändert nach Meinung des Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes (WLSGV) die Bedürfnisse derer, die jetzt 55 oder 60 Jahre alt sind: »Der Abschluss eines Bausparvertrages ist für sie normal.« Das Gleiche gelte für Fondsparen oder die Finanzierung eines Kredits für ein neues Auto, eine Weltreise oder einen anderen lang gehegten Wunsch. Die Sparkassen wollen Modelle erarbeiten, um entschuldete Immobilien zu verrenten.
Da, so Gerlach, aus »neuen Alten« irgendwann »richtige Alte« würden, würden die westfälisch-lippischen Institute auch Dinge überprüfen wie: Sind die Schrifttypen auf den Kontoauszügen groß genug? Entspricht das Internetangebot auch den Interessen der »Silver Surfer«?
Gerlach kritisierte, dass man in Deutschland nur von »Überalterung« und »Vergreisung« rede. Japan mit dem Modell einer »Gesellschaft des langen Lebens« sei da weiter. Es sei ein Unding, dass über 45-Jährige auf dem Arbeitsmarkt kaum noch eine Chance hätten. Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen beschäftigten keine Mitarbeiter, die älter als 50 Jahre sind.
Anders die 76 Sparkassen in Westfalen-Lippe: »Wir verzichten nicht auf das Können, die Entscheidungssicherheit und die Erfahrung dieser Menschen.« 7716 der 30 248 Mitarbeiter -Êalso mehr als ein Viertel der Belegschaft -Êsei zwischen 40 und 50 Jahre, ein weiteres Viertel (7126) über 50 Jahre alt.
62 Prozent der Bevölkerung in Westfalen-Lippe halten derzeit ihre Hauptbankverbindung bei einer Sparkasse. Positiv entwickelte sich im vergangenen Jahr bei den Instituten vor allem das Provisionsgeschäft. So stieg in Zusammenarbeit mit der Westfälischen Provinzial der Absatz von Lebensversicherungen 2004 sowohl hinsichtlich der Anzahl der Verträge als auch der Beitragssumme um 76 Prozent. Komposit- und Krankenversicherungen erhöhten sich um acht Prozent. Nur im Bauspargeschäft, bei der die Sparkassen mit der Tochterfirma LBS kooperieren, gab es nach dem Ausnahmejahr 2003 Gerlach zufolge einen leichten Rückgang.
Scharfe Kritik richtete der WLSGV-Präsident an die Adresse der Tochterinstitute ausländischer Großbanken. Ihre Angebote lägen teilweise unter Kostenpreis. Gerlach: »Wir werden uns anstrengen, diese Wilderei zu stoppen.«

Artikel vom 04.02.2005