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Die Mutter des
TV-Karnevals

Seit 50 Jahren singt und lacht Mainz

ARD, 20.15 Uhr: Die Experten waren skeptisch: Mainzer »Fassenachts«-Humor für ganz Deutschland? »Wenn das mal gut geht«, hieß es 1955 bei den TV-Verantwortlichen.
Jürgen Dietz kommt als »Bote vom Bundestag«. Er feiert seinen 20. Mainzer Auftritt. Foto: SWR

Bekanntlich ist es gut gegangen: Die Fernsehfastnacht »Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht« flimmert heute zum 50. Mal über die Bildschirme. Die LiveÜbertragung aus dem Mainzer Schloss ist die wichtigste Karnevalssendung im deutschen Fernsehen geblieben, hält trotz aller Konkurrenz mit acht Millionen Zuschauern den Quotenrekord.
In einem »Nostalgie-Teil« wird heute an die 50-jährige Geschichte der »Mutter aller Fastnachtssendungen« erinnert. »Geigerfränzje« Klaus-Gerhard Koop läutet das Jubiläums-Special mit Ernst Negers legendärem Trösterlied »Heile, heile Gänschen« ein. Als vermeintlich kraftloser Greis lässt sich dann der Vollblut-Fastnachter Herbert Bonewitz, Mann der ersten Stunde, von Pflegern auf die Bühne tragen - um dort alsbald zu alter Hochform aufzulaufen.
Er war bereits anno 1955 dabei, als der damalige Südwestfunk, ein Vierteljahr nach dem Start des deutschen Fernsehens, die Fastnachtssitzung auf den Bildschirm brachte. Die erste Sitzung war ein Gemeinschaftsprojekt des Mainzer Carneval Vereins (MCV) und des Mainzer Carneval Clubs (MCC). Für das Fernsehen hatten die beiden Vereine erstmals ihre »herzliche« Feindschaft begraben - und sie wurden belohnt: Auf der Stelle machte die Fassenacht bundesweit Furore, bereits 1956 strahlte der SWF die Sitzung in voller Länge aus, ein Jahr später schaltete sich gar Österreich zu. Sieben Millionen Zuschauer lachten 1957 mit. Bis in die 70er Jahre hinein erreichte die Sendung Traum-Einschaltquoten von 80 Prozent. Damals gab's allerdings in vielen Haushalten auch nur ein Programm...
Zwischen 1965 und 1973 gab es sogar zwei konkurrierende Fastnachtssitzungen: Das ZDF stellte mit »Mainz bleibt Mainz« dem SWF (»Mainz, wie es singt und lacht«) eine Sendung entgegen, die stärker auf den politikfreien Kokolores setzte. Mit Rolf Braun hatte das Zweite dafür eine charismatische Persönlichkeit als Sitzungspräsidenten gefunden. 1973 siegte die Vernunft: Seitdem wird »Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht« als Gemeinschaftssendung im jährlichen Wechsel von ARD und ZDF ausgestrahlt.

Artikel vom 04.02.2005