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Gergs Unvollendete

Ski Alpin: Kostelic wird auch Abfahrts-Weltmeisterin

Santa Caterina (dpa). Wieder Frust statt Happy End: Hilde Gerg hat in ihrem letzten Einzelrennen bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften die Pleitenserie fortgesetzt.

Die Mitfavoritin fuhr bei der Abfahrt in Santa Caterina nur auf Platz acht. »Es ist wirklich schade. Schwer zu sagen, woran es lag. Ich habe keinen groben Fehler gemacht. Die anderen waren eben schneller«, sagte die 29-Jährige aus Lenggries ratlos. In 1:41,32 Minuten lag Gerg 1,42 Sekunden hinter Janica Kostelic (Kroatien/1:39,90), die gestern ihren zweiten WM-Titel nach der Kombination und ihr erstes Abfahrts-Rennen überhaupt gewann. Silber ging überraschend an Junioren-Super-G-Weltmeisterin Elena Fanchini (Italien/1:40,16), Bronze sichert sich die Österreicherin Renate Götschl (1:40,29).
Petra Haltmayr (Rettenberg/1:42,47) hatte als 18. mit der Entscheidung nichts zu tun. Nach sechs von elf Entscheidungen droht dem Deutschen Skiverband nun ein erneutes Debakel wie bei der medaillenlosen WM vor zwei Jahren in St. Moritz. »Wir sind nicht sang- und klanglos abgedriftet. Wir haben uns gewissenhaft vorbereitet und können uns keinen Vorwurf machen«, sagte Damen- Cheftrainer Wolfgang Maier. Seit 22 Rennen warten deutsche Skifahrer bei Olympischen Winterspielen oder einer WM auf eine Medaille. Zuletzt gewann Martina Ertl vor drei Jahren mit Kombinations-Bronze bei Olympia in Salt Lake City deutsches Edelmetall.
Exakt elf Jahre nach ihrem erstem Weltcupsieg sprach Vieles für einen erneuten Coup von Hilde Gerg. Im vorletzten Winter ihrer Rennkarriere hatte sie sich auch vom 13. Platz im Super-G vor einer Woche nicht aus der Ruhe bringen lassen und sich selbst als Favoritin bezeichnet. »Eigentlich sollte ich da oben auf dem Podest stehen«, meinte Gerg nach dem Rennen mit Blick auf die Siegerehrung und tat sich in der Ursachenforschung ebenso schwer wie Cheftrainer Maier: »Ich kann ihr keinen Vorwurf machen, sie hat keinen Fehler gemacht.«
Janica Kostelic setzte sich nur zwei Tage nach Kombi-Gold die Krone in der Königsdisziplin auf, ohne jemals einen Abfahrts-Weltcup gewonnen zu haben. »Ich hätte nie gedacht, dass ich in der Abfahrt überhaupt eine Medaille gewinnen kann«, sagte die 23-Jährige. Vor zwei Jahren hatte Kostelic bei der WM in St. Moritz Gold in Kombination und Slalom gewonnen. Der dreifachen Olympiasiegerin von 2002 war nach mehreren KnieOperationen sowie der Entfernung der Schilddrüse bereits das Karriereende prophezeit worden, doch immer zu Großereignissen ist die 23-Jährige topfit.
Das unterscheidet Kostelic von Gerg, die nach WM-Bronze im Super-G 2001 immer dann, wenn es drauf ankam, ohne Medaille blieb. »Das war die letzte WM, das Thema ist abgehakt. Man weiß, man hat schon viel erreicht. Es wäre ein Zugabe gewesen«, meinte die Slalom-Olympiasiegerin von 1998: »Da bin ich lieber Olympiasiegerin, als wenn ich heute Dritte geworden wäre.« Von heute bis Freitag will Gerg am heimischen Königsee abschalten. Freitag reist sie zurück nach Bormio, um die WM im Teamwettbewerb vielleicht doch noch zu einem vollendeten Abschluss zu bringen.

Artikel vom 07.02.2005