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Friesinger-Show verzaubert Russen

Zehnter WM-Titel in Moskau

Moskau (dpa). Erst zitterte sie vor den Sicherheitskräften auf dem Roten Platz, dann gewann sie alle vier Strecken und ließ sich in Moskau feiern.

Mit ihrem dritten Allround-Titel nach 2001 und 2002 hat sich Anni Friesinger zum dritten Mal zur »Eis-Königin« gekrönt und ist mit ihrem insgesamt zehnten WM-Gold zur Nummer drei der erfolgreichsten Eisschnellläuferinnen nach Gunda Niemann-Stirnemann (Erfurt/19) und Karin Enke (Dresden/11) aufgestiegen. Zudem darf sie sich über 20 000 Dollar Siegprämie freuen. Es war der erste Vierstrecken-Sieg einer Weltmeisterin seit 1995, als Gunda Niemann dominiert hatte.
Mit Bronze hinter der Kanadierin Cindy Klassen vollbrachte die Berlinerin Claudia Pechstein das Kunststück, als erste Athletin im zehnten Jahr hintereinander die zehnte WM-Medaille (1/7/2) mit nach Hause zu bringen. Nur knapp verpasste Daniela Anschütz (Erfurt) auf Platz vier ihre zweite WM-Medaille nach Bronze 2003.
»Ich bin ja so happy: Das war meine beste WM überhaupt«, sagte Anni Friesinger nach ihrem Triumphzug, auf dem sie von über 8000 Anhängern in der supermodernen Arena von Krylatskoje bejubelt wurde. »Dieses Publikum war große Klasse, die Reise nach Moskau ein toller Erfolg. Die Stadt wird mir in guter Erinnerung bleiben«, fügte sie hinzu. Einzig getrübt wurde das Erlebnis, weil sie bei TV-Aufnahmen auf dem Roten Platz von Sicherheitskräften kontrolliert und ihre Personalien aufgenommen wurden. Filmaufnahmen seien vor dem Kreml verboten, hieß es.
»Hoffentlich komme ich jetzt durch die Grenzkontrolle«, meinte Anni Friesinger schmunzelnd, nachdem sie auf dem dunkelgrauen Eis mit einem überragenden Lauf in 7:04,61 Minuten überraschend auch die ungeliebte 5000-m-Distanz gewonnen und ihren Riesenvorsprung auf Klassen sogar weiter ausgebaut hatte.
Die Grundlage hatte »Super-Anni« bereits am Vortag mit dem doppelten Erfolg über 500 und 3000 m gelegt. Nachdem sie im Sprint Klassen in 39,04 um 6/100 Sekunden abhängen konnte, steigerte sie sich im Duell mit Pechstein (4:06,30) zur Spitzenzeit von 4:05,64 Minuten, an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbiss. Auch auf ihrer Paradestrecke über 1500 m rang die Olympiasiegerin in 1:57,35 Minuten Weltrekordlerin Klassen (1:58,23) nieder.
Bei den Männern siegte Shani Davis (USA). Ihm reichte im abschließenden 10 000-m-Rennen ein fünfter Platz, um seinen Vorsprung nach drei Strecken auf Landsmann Chad Hedrick zu behaupten. Dritter wurde der Niederländer Sven Kramer.

Artikel vom 07.02.2005