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Paderborner Spieler nahm Geld

l 10 000 Euro vor Pokal-Partie gegen HSV erhalten   l Verein zeigt sich selbst an

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Ein Spieler des Fußball-Regionalligisten SC Paderborn 07 ist in den Wettskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer (Berlin) verwickelt. Das bestätigte gestern Vereinspräsident Wilfried Finke. Der Kicker wurde sofort suspendiert und flog gestern auch nicht mit ins Trainingslager auf Mallorca.

Bereits am Samstag hatte sich der Regionalligist beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) selbst angezeigt. Den Namen des Spielers will der Regionalliga-Klub heute um 10 Uhr bekannt geben. »Ich habe dem Spieler versprochen, seinen Namen vorher nicht preiszugeben. Die Zeit bekommt er, um sich einen entsprechenden Personenschutz aufzubauen«, sagte Finke, der dem Fußball-Profi empfohlen hat, sich dem DFB und der Berliner Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen gegen die Berliner Wett-Mafia als Zeuge zur Verfügung zu stellen. Der Nachrichtensender N24 hat angekündigt, heute Morgen live von der Pressekonferenz zu berichten.
Der Spieler hatte vor dem DFB-Pokalspiel des SC Paderborn 07 gegen Hamburger SV (4:2) am 21. August 2004 von einem ihm unbekannten, südländisch aussehenden Mann 10 000 Euro Siegprämie für den Fall erhalten, dass dem Drittligisten die Pokalsensation gelingen würde. Andernfalls sollte er das Geld wieder zurückzahlen.
Der Mannschaft soll der betreffende Spieler erst nach dem Sieg etwas von der Extraprämie gesagt haben. Außerdem, so Finkes Schilderung, habe er dem Team mitgeteilt, das Geld komme von Sponsoren. Zum Vergleich: Vom Verein kassierte jeder Spieler 3 500 Euro Siegprämie. Nach Informationen dieser Zeitung sollen insgesamt etwa 1,8 Millionen Euro an Wett-Gewinnen aus dem manipulierten Pokalspiel gezahlt worden sein.
Welche weiteren Konsequenzen dieser Fall für den Spieler und den SC Paderborn 07 haben wird, ließ Finke, der auch Hauptsponsor des Klubs ist, gestern noch offen. Strafrechtlich sieht der 53-Jährige keine Konsequenzen: »Wenn ich eine Siegprämie von einem mir Unbekannten annehme, ist das für mein juristisches Verständnis zwar verwerflich, aber keine Straftat. Bin ich aber aktiv an einer Manipulation eines Spieles beteiligt, ist das Beihilfe zum Betrug.«
Das aufzuklären überlässt Finke der Sportgerichtsbarkeit des DFB. Der Vereinsboss betont aber: »Im Moment liegt für mich noch kein Verhalten vor, das eine Kündigung rechtfertigen würde. Nach den bisherigen Erkenntnissen müsste man ihn nur wegen riesengroßer Dummheit bestrafen.«
Finke gibt bei der Beurteilung der Geldannahme durch den Spieler auch zu bedenken, dass es damals noch keinen Wett-Skandal gegeben habe. Außerdem sei seine Mannschaft davon ausgegangen, die Prämie sei von einem Gönner des Klubs gezahlt worden.
Einen weiteren Ansehensschaden für den aktuellen Tabellenzweiten der Regionalliga-Nord sieht Präsident Finke nicht: »Unsere sportliche Glanzleistung gegen den HSV wird dadurch zwar weiter herabgewürdigt, aber beim Verein gibt es kein schuldhaftes Verhalten. Hier handelt es sich um einen Einzelfall.«
Dennoch wird Finke heute Kontakt zum DFB aufnehmen, um mit Justitiaren mögliche Folgen für den Verein erörtern. Er wolle mithelfen, die Affäre vor dem Regionalliga-Rückrundenstart am 19. Februar aufzuklären.

Artikel vom 31.01.2005