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Ein großer Kessel Kunterbuntes

Die zweite »Originale« -ĂŠKunst-Spectaculum in der Universitätshalle

Bielefeld (uj). Der Mann, der kerzengrade auf seinem Meditationskissen in der Haupthalle der Universität hockt, strahlt inmitten des Gewimmels eine mönchische Ruhe aus. Neben seiner Meditationsinsel liegt ein Zettel: »Bitte nicht ansprechen. Weder beim sitzen, gehen, noch zeichnen«, steht darauf geschrieben. Schade, denn eigentlich hätte man doch gerne gewusst, was Pan Tausendgrün da wieder ausbrütet.

Im Programmheft der Originale ist immerhin so viel zu erfahren: »Seine Zeichen-Performance erstreckt sich über die gesamte Ausstellungszeit.« Ob der Künstler sich wirklich von 12 bis 18 Uhr ans selbst auferlegte Schweigegelübte gehalten hat, konnte leider nicht eruiert werden.
Mit 52 Programmpunkten fiel das zweite Kunst-Spectaculum der Universität Bielefeld in diesem Jahr noch umfangreicher aus. Obwohl nicht auf Kommerz abzielend, wirkte die Veranstaltung doch wie ein bunter Jahrmarkt der Künste, bei dem Studierende, Universitätsmitglieder und zahlreiche Gäste aus der freien Kunstszene ihre »Ware« präsentierten. Darunter Malerei, Grafik, Fotografie und Medienkunst, Keramik, Plastik und Skulptur. Zum Rahmenprogramm gehörten Malaktionen, Lesungen, Musikdarbietungen und eine Bewegungsbaustelle für Kinder. Und mit Ausnahme von Pan Tausendgrün waren sämtliche Anwesenden ansprechbar.
Etwa der »Fototischler« Norbert Meier, der in drei seiner Lamellenbilder Ansichten der Stadtbahnhaltestelle »Universität« zeigte. Aufgenommen 1998, 2001 und 2003. Fünf Euro habe er für die Teilnahme an der Originale berappen müssen, verrät er. Das ist bedeutend günstiger als die Teilnahme-Gebühr für die »Offenen Ateliers«, und so nutzten zahlreiche freie Künstler die Gelegenheit, ihre Werke auszustellen.
Aber auch viele Vereine und Organisationen präsentierten sich an einem Informationsstand. Die Kunsthalle Bielefeld informierte über Ausstellungen, Führungen, Museumspädagogik und weitere Veranstaltungen. Der Bielefelder Kunstverein präsentierte seine aktuellen Aktivitäten, und der Verein »frauenkunstforum owl« stellte sich ebenso vor wie der Verein zur Förderung Kunst und Kultur.
Speziell den Studierenden aber bot die Veranstaltung ein Forum. Die Auswahl der Projekte traf zwar ein künstlerischer Beirat, hingegen ohne einen elitären Anspruch zu erheben. Schließlich sollen die Studierenden ermutigt werden, »eigene Ideen zu entwickeln und zu realisieren«, so Projektleiterin Dr. Heike Piehler.
In Manchem zeigte sich schon die originelle Handschrift einer charismatischen Künstlerseele. Zum Beispiel eine serielle Fotoarbeit von Pia Brechmann, die Bekleidungsstücke aus Fruchtstücken kreiert. Haute Couture aus Erdbeer- und Gurkenscheibchen.
Seminararbeiten waren aus den Kursen von Professor Peter Sommer (Tonplastiken zur Kreativitätserziehung) und Gisela Wäschle (Malerei) zu sehen. In den Werkstätten der Abteilung Kunst und Musik sammelten die Studierenden eigene Erfahrungen beim Umgang mit Farbe und Form und präsentierten ihre Ergebnisse in einer eigens geschaffenen Atelieratmosphäre.
Auch die Performance der Sportwissenschaftlerin Uta Czyrnick-Leber wurde in Seminaren einstudiert: Vier farblich voneinander abgesetzte Gruppen kamen dabei in einer Tanz- und Bewegungsperformance zu einem gemeinsamen Finale zusammen.
Daneben kam auch die wissenschaftliche Studie zu ihrem Recht: So befragte der Psychologiestudent Ralf Litera Besucher der Originale nach ihrer ästhetischen Urteilsbildung, indem er ihnen ausgewählte Kunstwerke vorlegte.

Artikel vom 04.02.2005