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Zwei Männer führen die Mannschaften: Der Trainer ganz vorn am grünen Rasen - und der Manager weiter hinten am grünen Tisch. Nicht die gleiche Stelle, aber meistens liegen sie auf einer Welle. Abstimmung und im besten Fall Übereinstimmung: So sollte die Arbeit für das gemeinsame Ziel laufen.

Kritiker Kaenzig
In Hannover kriselt es allerdings in dieser wichtigen »Zweier-Beziehung«. Der Grund: Die Nachverpflichtung des Stürmers Veljko Paunovic, der ein paar Stunden vor Transferschluss doch noch geholt wurde. Ilja Kaenzig, der Manager, fühlte sich übergangen. Er wollte den Angreifer von Atletico Madrid nicht. Trainer Ewald Lienen dagegen, er machte sich für den Einkauf beim Präsidenten Martin Kind ganz stark - und bekam grünes Licht.
Deshalb sieht Kaenzig »rot«. Passt ja zur Vereinsfarbe, und gibt Einblick in das »kunterbunte« Innenleben eines Bundesliga-Vereins. Kleinere oder größere Machtkämpfe zwischen Trainer und Manager sind im Oberhaus nicht selten an der Tagesordnung, werden aber meistens unter der Decke gehalten. Der Fall »Paunovic« wurde öffentlich, weil Kaenzig Klartext redete: »Noch einmal läuft so etwas mit mir nicht.«
Lienens Pech: Der Mann, für den er sich so einsetzte, war bisher keine Verstärkung. Bei der Premiere kassierte »96« gegen Dortmund eine 1:3-Niederlage, der Trainer lobte den schwachen Serben trotzdem trotzig: »Veljko hatte ein paar gute Szenen.« Selbstverständlich war Paunovic in Freiburg beim 0:0 wieder erste Wahl, aber nicht erste Klasse. Der »Kicker« verpasste ihm Note 5. Und auf der Tribüne verfolgte Kaenzig mit Schadenfreude, wie Lienen seinen »Liebling« schon nach 69 Minuten vom Platz holte.
Diener Hochstätter
In Mönchengladbach spielt der Manager eine ganz andere Rolle: Christian Hochstätter, der »Be-Diener« und Hoflieferant der Trainer. Zuerst erfüllte er dem alten Kumpel Holger Fach fast jeden Wunsch. Bis Ende August wurden neun neue Spieler verpflichtet.
Leider reichte das nicht, denn nicht alle erwiesen sich als echte Verstärkung. Als Fach dann gehen musste, Hochstätter aber weiter bleiben durfte, legte er für den nächsten Trainer kräftig nach. Dick Advocaat, der kleine General aus den Niederlanden, ließ die Truppe noch einmal kräftig aufrüsten: Sieben auf einen Streich wurden in der Winterpause geholt.
Vom Manager kommt selbstverständlich nicht ein Wort der Kritik, obwohl einige Neue bisher ziemlich »alt« aussehen. Er ist ja der Mann, der kochbuchmäßig einkaufen musste. Man nehme...
Partner Allofs
Das gibt es an der Weser nicht. Im hohen Norden präsentieren sich Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs als gleichberechtigte Partner. Klar, hinter verschlossenen Türen wird es da garantiert auch schon mal mächtig gekracht haben. Zwei Experten, zwei Meinungen. Ganz heil ist die Fußball-Welt nirgendwo. Aber wenn das Werder-Duo anschließend vor die Kameras trat, wurde immer nur eine Ansicht vertreten.
Meisterliche Aus- und Absprachen. Nur so war im Mai 2004 der Doppel-Triumph möglich. Und nach Anlaufproblemen in der Vorrunde geht es in Bremen jetzt offensichtlich so gut weiter. Bremen buchte zuletzt drei Liga-Dreier, freut sich in der Champions League auf Lyon und im DFB-Pokal auf Bayerns Amateure.
Klaus Lükewille

Artikel vom 19.02.2005