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Austrittswelle beim DGB

Schöne Arbeitgeber-Welt


Der Traum vieler Unternehmer von einer Welt ohne Gewerkschaften nimmt von Tag zu Tag mehr Gestalt an. Zwar zählt der DGB noch immer mehr Mitglieder als alle im Bundestag vertretenen Parteien zusammen. Doch die Zahl geht täglich zurück. Dafür gibt es viele Gründe:
-ÊDie Gewerkschaften kommen aus einer Zeit, in der der Abstand zwischen Arm und Reich noch um ein Vielfaches größer war als heute.
-ÊIhre größten Erfolge,Êgemessen an den Lohnerhöhungen, hatten sie, als Vollbeschäftigung herrschte.
-ÊIhre schärfste Waffe, der Streik, stumpft umso schneller ab, je größer die Arbeitslosigkeit ist - und je einfacher die Austauschbarkeit von Produktionsstandorten.
Die Gewerkschaften suchen noch Antworten auf die Herausforderungen. Je mehr sie der Forderung der Arbeitgeber nach flexiblen Tarifverträgen nachkommen, desto schneller machen sie sich selbst überflüssig. Doch es gibt keine Alternative.
Und die Beschäftigten? Vorläufig treten die Betriebsräte als Gesprächspartner der Wirtschaft an die Stelle der Gewerkschaften. Sie sind näher an der betrieblichen Wirklichkeit. Das macht es für beide Seiten einfacher, aber auch schwieriger. Denn mit der Chance, einen eigenen Weg zu gehen, wird auch die Möglichkeit des Streits in den Betrieb hinein verlagert. Wie schwer es ist, einen Streik, der ohne Gewerkschaften ins Rollen gekommen ist, zu stoppen, zeigte sich erst kürzlich bei Opel. Bernhard Hertlein

Artikel vom 27.01.2005