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Größer könnte der körperliche Unterschied kaum sein. Und doch harmonierten Lothar Schröer und Dieter Kropp bei ihrem Auftritt in der Niedermühle. Foto: Helmi Fischer

Hintergründige Geschichten aus dem Süden

Gelungener Jahresauftakt in der Niedermühle -ĂŠLothar Schröer und Dieter Kropp zu Gast


Büren (hf). Der Eine groß und von gewaltiger Statur wie ein Bär, der Andere klein und flink wie ein Wiesel - größer konnte der körperliche Unterschied nicht sein. Und doch ergänzten sie sich auf wunderbare Weise. Während Lothar Schröer Geschichten aus den Südstaaten Amerikas vortrug, brillierte Dieter Kropp aus Detmold mit seinen Bluesharps. Zum Auftakt des neuen Jahres konnte die Niedermühle einmal mehr mit einem Juwel der Musikszene aufwarten.
Lothar Schröer, Märchen- und Geschichtenerzähler aus Dörentrup, trug seine Geschichten vortrug und Dieter Kropp untermalte sie mit seinen diversen Bluesharps. Und Dieter Kropp ist nicht irgendwer, er gilt als einer der besten Bluesharp-Spieler Europas und wurde 1995 mit dem Kulturpreis des Landesverbandes Lippe für sein musikalisches Werk ausgezeichnet.
Die Geschichten der Schwarzen aus den Südstaaten Amerikas sind manchmal melancholisch, sehr tiefgründig, aber auch voll hintergründigen Humors und Spitzfindigkeiten gegenüber den weißen Herren.
So überlegt etwa ein schwarzer Diener, dass er schwarz auf die Welt kommt, schwarz erwachsen wird und wenn die Sonne auf ihn niederbrennt, er schwarz bleibt und später auch schwarz stirbt. Sein weißer Herr jedoch kommt rosafarben auf die Welt, wird weiß, wenn er erwachsen wird; rot, wenn er in der Sonne steht und violett, wenn er stirbt. Und wieso, fragt sich da der Schwarze, wagen es die Weißen dann, ihn einen Farbigen zu nennen ?
Ein beliebtes Thema ist auch die Schöpfungsgeschichte. So erklärt ein schwarzer Prediger, wieso es Schwarze und Weiße gibt. Laut seiner Aussage war Adam schwarz, Eva auch, ihre Kinder Kain und Abel ebenso. Kain war ein schlechter Mensch, der ständig Weibergeschichten hatte und ewig in Schießereien verwickelt war, und eines Tages erschlug er Abel nach einem Streit um eine Wassermelone. Gott suchte Kain, stellte sich hinter ihn und fragte nach Abel. Kain wusste es angeblich nicht und als Gott ihn wieder fragte und Kain sich zu ihm umdrehte, erschrak er so heftig, dass alle Farbe aus ihm wich, und so war Kain der erste Weiße.
Dann gibt es da noch die Erklärung, warum Männer einen Bart im Gesicht tragen. Als Gott nach sieben Tagen erschöpft eine Pause einlegte, befanden sich noch diverse Kleinigkeiten in einem riesigen Karton, darunter auch ein Herz, ein Bart und Süßigkeiten. Das Herz naschte heimlich von den Süßigkeiten und der Bart wollte es dafür verprügeln. Das Herz lief davon und kam zur Hütte des ersten Mannes. Adam war müde und musste gähnen. Das Herz sprang in seiner Not in seinen Mund und reflexartig schloss Adam denselben und schluckte es hinunter. Der Bart war hinterher gesprungen, blieb aber außen am Gesicht hängen und wartet noch heute darauf, dass das Herz herauskommt.
Diese und viele weitere überraschende Geschichten wurden lebhaft untermalt von Dieter Kropp mit seinen Bluesharps. Er erzählte sprachlose Geschichten auf seine ganz spezielle Art und Weise und das Publikum erfuhr staunend, dass man auch auf einem solchen Instrument küssen, schmatzen oder schluchzen kann. Für die Gäste der Niedermühle und für Veranstalter der Kulturinitiative war dieser Abend ein voller Erfolg und man darf gespannt sein, welche Leckerbissen im Laufe dieses Jahres noch zu erwarten sind.

Artikel vom 25.01.2005