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Frauen außer Rand und Band

Stimmungsvolle Altweibersitzung in Neuenkirchen - aber kein Küsschen für Pastor Dröge

Von Meike Oblau
Rietberg-Neuenkirchen (WB). Wir brauchen mehr Optimismus in diesem Lande. So viel ist klar. Die Neuenkirchener Altweiber haben auf ihrer Sitzung im Kolpinghaus die Optikerinnung zur Mithilfe aufgerufen: »Wir brauchen mehr rosarote Brillen«, sagte Birgit Hesse in ihrem Sketch »Gesundheitsbörse«.

Nun, zumindest am Samstag konnten die Altweiber indes wunderbar auf die farbige Sehhilfe verzichten - im Kolpinghaus war die Stimmung ohnehin auf dem Höhepunkt. Viele eigene Programmpunkte hatten sich die kreativen Damen ausgedacht, bei Sketchen und Büttenreden blieb kein Auge trocken. Nur Pastor Dröge schaute kurzfristig ein wenig »bedröppelt« rein. Als einer der wenigen Neuenkirchener Männer hatte er zusammen mit Vikar Ludwig Reffelmann bereits vor 21.30 Uhr Zutritt zur Sitzung, beide bekamen für ihren »Mut« von einer jungen Tänzerin den »Durchhalteorden« (einen Flachmann am Bande) verliehen. »Mit Küsschen« lautete die Anweisung von der Bühne. Ludwig Reffelmann wurde dann auch geherzt vom Tanzmariechen, vor Pastor Dröge hingegen blieb die Kleine irritiert stehen, übergab schnell den Orden und entschwand - ohne Küsschen. »Da hatte sie jetzt wohl Angst, Herr Dröge«, schmunzelte die Moderatorin - und der heimische Geistliche schmunzelte mit.
Fetzige Tanzdarbietungen zeigten die »Blue Angels«, die »Fire Gardions«, die Prinzengarde, die »Izzy Bizzies« und die »Grazy Danzers«. Und in die Bütt wagte sich eine Debütantin: Marlies Wolke, kurz zuvor mit dem Hausorden ausgezeichnet, machte klar, warum es vor dem Kirchgang nicht unbedingt empfehlenswert ist, Bohnen zu sich zu nehmen: »Pastor Dröge predigt vom jüngsten Gericht, die Röte und der Angstschweiß stiegen mir ins Gesicht...«.
Ihre Späße auf Plattdeutsch trieben Anni Setter und Sabine Wiesbrock, und der »Kaffeeklatsch« um Maria Uhr als Fernsehmoderator Ralf Morgenstern sorgte für große Erheiterung. Im wahrsten Sinne des Wortes der »Brüller« auch der Auftritt der versammelten Altweiber als Soldatenkompanie. Einen Blick in die Zukunft des Gesundheitswesens wagte Birgit Hesse mit ihrer »Gesundheitsbörse« - dort können sich Bedürftige Gebisse, Brillen oder Särge ausliehen - allerdings nur stundenweise, Von derartiger Schwarzmalerei aber sind die Altweiber ansonsten weit entfernt. Und das ist auch gut so.

Artikel vom 25.01.2005