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»Er war ein sehr facettenreicher Mann«

Lebensgefährtin zu Gast bei Eröffnung der 4. Janssen-Ausstellung des Kunstvereins

Ba Oeynhausen/Herford (rkl). Die Ähnlichkeit ist unverkennbar, auch wenn gut 30 Jahre zwischen den Radierungen, die Horst Janssen von Gesche Tietjens schuf, und ihrem Besuch im Daniel-Pöppelmann-Haus liegen. Die frühere Lebensgefährtin gehörte am vergangenen Samstag zu den Ehrengästen des Herforder Kunstvereins bei der Eröffnung der Janssen-Portrait-Ausstellung.

Gesche Tietjens, wie Horst Janssen ein Hamburger Kind, lernte den Künstler 1968 bei einer Ausstellung seines Lehrers Alfred Mahlau kennen. Die beiden waren bis 1972 ein Paar, 1973 wurde der gemeinsame Sohn Adam geboren. »Obwohl ich nie mit ihm verheiratet war, hat er mich immer als seine dritte Ehefrau bezeichnet«, erinnert sich die Künstlerin, die in Hamburg Graphikdesign studiert und sich vorwiegend der Landschaftsdarstellung verschrieben hat. »Er war einfach kein Familienmensch, aber den Bengel hat er geliebt, und so hatten wir bis zu seinem Tod 1995 ein gutes, freundschaftliches Verhältnis«, erzählte sie am Rande der Eröffnung.
Als Künstlerin sei sie während ihrer Beziehung mit dem faszinierenden Zeichner verstummt. »Er duldete niemanden neben sich und konnte in seinem Jähzorn soweit gehen, meine Arbeiten zu zerreißen«, erzählt Gesche Tietjens. »Das hat mir aber erstaunlicherweise nicht viel ausgemacht. Er war ein Untier, aber zugleich verwirrend vielfältig«, sagt sie. »Ich habe immer wieder neue Facetten an ihm entdeckt.«
Sie war es auch, die Janssen dazu brachte, nach Skandinavien und in den Tessin zu reisen und die Landschaft als Sujet zu entdecken. Ihre Erlebnisse mit ihm hat sie in drei Büchern niedergeschrieben. Aus der Sammlung seiner Briefe liest Gesche Tietjens am 5. März im Pöppelmann-Haus.
Vom 9. März an stellt sie selbst im Herforder Kreishaus Arbeiten auf Papier aus, meist Landschaften, gezeichnet mit Pastell und Kreide. Den Kontakt zu ihr hat Museumspädagogin Sonja Ziemann-Heitkemper über die Hiddenhauser Familie von Consbruch geknüpft.
Zur Ausstellungseröffnung, in deren Mittelpunkt ein Vortrag von Dr. Manfred Osten über »Des Chaos' viel geliebter Sohn« stand, waren so viele Gäste gekommen, dass die Stühle im Vortragssaal bei Weitem nicht ausreichten. Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink nannte dies »eine Abstimmung mit Füßen für das Engagement und die Qualität der Ausstellungen des Kunstvereins«.

Artikel vom 25.01.2005