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E.ON schiebt
Prozesse hinaus

Jahresendrechnungen fördern Unmut

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Paderborn (WV). In den ersten drei Monaten dieses Jahres will der heimische Erdgasversorger E.ON Westfalen Weser noch keine gerichtlichen Schritte gegen zahlungsunwillige Kunden einleiten. Unternehmenssprecher Meinolf Päsch setzt vorerst weiterhin auf eigene Überzeugungskraft.

In der nächsten Kundenzeitschrift startet das Versorgungsunternehmen erneut einen Versuch, die heftig umstrittenen Gaspreiserhöhungen als angemessen darzustellen. Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis hatte allerdings angekündigt, in letzter Konsequenz gegen säumige Zahler gerichtlich vorgehen zu wollen.
Rund 800 000 Kunden (darunter etwa 80 000 Bezieher von Erdgas) erhalten in diesen Tagen ihre Jahresendabrechnungen und Bescheide über die neuen Abschlagszahlungen. Kunden der ehemaligen Stadtwerke und Pesag staunen über höhere Beträge, die nicht allein aus angehobenen Tarifen resultieren. E.ON kassiert künftig statt zwölf nur noch elf Abschläge pro Jahr, so dass sich höhere Abschlagszahlungen ergeben. »Damit vereinheitlichen wir unser Datensystem«, begründete E.ON-Sprecher Päsch. Die Unternehmen Wesertal und EMR, mit denen Pesag zur E.ON Westfalen Weser fusionierte, hätten bereits vor dem Zusammenschluss auf jährlich elf Abschlagszahlungen gesetzt.
Die Initiative »Gaspreise runter« will in der nächsten Zusammenkunft am Freitag, 28. Januar, 19 Uhr bei der AWO (Leostraße) in Paderborn die jetzt vorliegenden Jahresendabrechnungen zum Thema machen und das weitere Vorgehen abstimmen. Sprecherin Roswitha Köllner (52): »Die richtige Reaktion auf die Podiumsveranstaltung vom vergangenen Freitag ist, spätestens jetzt Verweigerer zu werden«. Köllner rechnet mit einer Zunahme der Widerspruchswelle, weil E.ON-Kunden jetzt die Verteuerungen schwarz auf weiß erfahren. Allein in den vergangenen Tagen hätten mehr als 2000 Menschen auf der Internetseite der Initiative Widerspruchs-Vordrucke heruntergeladen (insgesamt jetzt 29 000 Mal).
Nach der Informationsveranstaltung vom Freitag, in der rund 600 Gaspreiskritiker zusammen mit der Bürgerinitiative »Gaspreise runter« der E.ON-Spitze ihren Unmut über die deutlichen Gaspreisanhebungen kundgetan und weitere Widerstände angekündigt hatten (wir berichteten), haben die Paderborner Bündnisgrünen mit ihrer Sprecherin Sigrid Beer den Sinn der Aufsichtsratstätigkeit von Bürgermeister Henz Paus und CDU-Ratsherr Hermann-Josef Günnewig bei E.ON Westfalen Weser in Frage gestellt. Die Preiserhöhungen seien im Aufsichtsrat noch nicht einmal vorgestellt worden. »Der Bürgermeister und der CDU-Ratsherr Günnewig können sich die Feigenblatt-Aufsichtsratsteilnahme sparen«, erklärte Sigrid Beer. Die Paderborner Bündnisgrünen unterstützen Forderungen der Bürgerinitiative nach Offenlegung der Kalkulationen durch E.ON Westfalen Weser. Niemand wolle E.ON Geld vorenthalten, wenn die Preiserhöhung reel und gerechtfertigt sei. Beer zur Klagedrohung von E.ON: »Warum sich mit Anwaltskosten zusätzlich belasten, wenn im Zuge einer Klage genau jene Offenlegung erfolgen soll?«.
www.gaspreise-runter-owl.de

Artikel vom 25.01.2005