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Club-Zentrale
auf dem
Prüfstand

Entlassungen sind unvermeidbar

Von Dirk Bodderas
Gütersloh (WB). Der Club, das Sorgenkind der großen Bertelsmannfamilie, muss Kosten senken und modernisien. Dies geht auch an den 450 Mitarbeiterinnen in der Rheda-Wiedenbrücker Zentrale nicht spurlos vorüber. Von deutlich mehr als 50 Kündigungen ist die Rede.

Nach Informationen des WESTFALEN-BLATTES betrug der Umsatzrückgang acht Millionen Euro (Gesamtumsatz 2003: 370 Millionen). Allein im vergangenen Jahr hat der Club unterm Strich etwa 300000 Mitglieder verloren.
Über die »zwingend erforderlichen« Maßnahmen informierte der neue Club-Geschäftsführer Marc-Oliver Sommer gestern die Belegschaft. Auf dem Weg zu mehr Handlungsspielraum müsse ein zweistelliger Millionenbetrag eingespart werden, erklärte der gebürtige Hamburger (»Ich bin nicht der klassische Sanierer. Ich stelle lieber Leute ein«) und in der Erstausbildung gelernte Dirigent. Sommer ist auch Chef des Buchclubs France Loisirs (3,7 Millionen Mitglieder, Umsatz 2003: 380 Millionen Euro; Tendenz deutlich steigend) und will die Erfolgsrezepte aus Frankreich auf den ähnlichen strukturierten deutschen Club übertragen.
Um den Umschwung des derzeit 3,6 Millionen Mitglieder starken Club Bertelsmann zu schaffen, wird eine Arbeitsgruppe alles auf den Prüfstand stellen - selbst die Keimzelle des Unternehmens, die Zentrale in Rheda. Konkrete Pläne für eine Schließung gebe es allerdings nicht. Sommer: »Wir werden alles tun, um den Standort zu halten«.
Innerhalb von drei bis sechs Monaten, so Marc-Oliver Sommer, sollen alle Fragen geklärt sein. Man wolle ausschließen, in einem Jahr wieder vor die Mitarbeiter zu treten und erklären zu müssen, »dass es nicht gereicht hat«. Veränderungen für die Club-Mitglieder werde es nicht geben.
Und was hat nicht geklappt? - schließlich macht der französische Club mit sechsstelligen Mitgliedersteigerungen vor, wie's geht. Nach Sommers Analyse »waren wir nicht gut genug«, mit jedem neuen Programm (viermal jährlich) »die Mitglieder zu verführen«. Der Club, so heißt es, will sich wieder auf seine große Kompetenz und den »Margenbringer« - das Buch - fokussieren. In Spanien beispielsweise drehen sich 80 Prozent des Club-Sortiments ums Buch, in Deutschland sind es dagegen nur 50 Prozent.
Ein »verlegerisches Feuerwerk« soll gezündet werden, verspricht Sommer. Da geht es um eigenverlegerisch gestaltete Exklusiv-Editionen, um Image-Verbesserung, um Perspektiven durch Partnerschaften mit dem Buchhandel, moderner gestaltete Club-Center und um eine Vertriebsorganisation, die komplett vom Club gesteuert und kontrolliert wird. Gerade die Mitgliederakquise ist ein in Deutschland wegen unrühmlicher Werbemethoden belastetes Thema.
Eins ist für Sommer indes klar, und das weiß er aus dem Club-Vorzeigeland Frankreich: »Das Geschäft lässt sich erfolgreich gestalten«. Lokalteil

Artikel vom 21.01.2005