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Begeisterte am Sonntagabend die Zuhörer in der Senner Friedenskirche mit seinem virtuosen Orgelspiel: Attila Kuti (25).Foto: Malte Samtenschnieder

Ein wahrer Virtuose an der Orgel

Attila Kuti und Musikanekdoten von Gustav-Adolf Lent begeisterten

Senne (mcs). Sein meisterliches Können als Organist bewies der junge Ungar Attila Kuti Sonntag beim Kulturtreff in der Senner Friedenskirche. Im Wechsel mit Gustav-Adolf Lent, der humorige Musikeranekdoten zum Besten gab, beeindruckte der Tastenkünstler seine Zuhörer mit sensiblen Interpretationen von Orgel-Werken aus Barock und Gegenwart.

Atemberaubende Virtuosität und überwältigende Differenzierung im musikalischen Ausdruck zeugten während des gesamten Vortrags von der bereits erstaunlich hohen künstlerischen Reife Attila Kutis, der erst im Jahr 2004 an der Detmolder Musikhochschule seine künstlerische Reifeprüfung ablegte.
Voller Transparenz - mit lebendig perlenden Läufen, die nicht zuletzt dank sensibler Registrierung eine faszinierende Eigendynamik gewannen - inszenierte der 25-Jährige seinen Streifzug durch Barockwerke von Walther, Bach und Walond.
Speziell die Bachsche Trio-Sonate, c-moll, gestaltete Attila Kuti mit berauschender Fingerfertigkeit. Den musikalisch-motivischen Spannungsfaden einmal aufgenommen, umschiffte der Künstler sicher technische Klippen und rhythmische Untiefen, stets das fulminante Finale fest im Blick.
Kraftvoll-bombastisch, regelrecht überladen mit dicht ineinander verschränkten dissonanten Akkorden, entfesselte der Künstler zudem mit Introduction und Passacaglia, d-moll von Reger ein imposantes Klangschauspiel, bevor er das Publikum mit einer Orgel-Sonate seines Landmanns Hidas auf eine märchenhaft-mystische Balkanreise entführte. Haarsträubende Taktwechsel, gepaart mit unkonventionellen rhythmischen Spielereien, bestimmten den Reiz der routiniert servierten, abenteuerlichen Achterbahnfahrt.
Verständiges Schmunzeln erntete Gustav-Adolf Lent für seine zwischen den Orgelbeiträgen eingestreuten Musikeranekdoten. Bewusst hatte der Lektor die Episode von einer Orgelprüfung durch Großmeister Bach in einer unscheinbaren Landkirche, eine Begegnung des Organisten Gerard Bunk mit dem legendären Max Reger oder eine Geschichte über den Orgelprofessor Hans Haselböck, der bei einem Wettbewerb kurzerhand über den Namen des FC Schalke 04 improvisierte (er wählte die Tonfolge f - c - es - c - h - a) als literarische Leckerbissen dem ersten Klassik-Vortrag entgegengesetzt.
Eine Mischung, die dem Publikum gefiel. Mit begeistertem Beifall dankte es Attila Kuti und Gustav-Adolf Lent für die sorgfältig vorbereitete, liebevoll präsentierte kurzweilige musikalisch-literarische Stunde im Kulturtreff.

Artikel vom 18.01.2005