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Hersteller entdecken »Singles«

Internationale Kölner Möbelmesse räumt auf mit dem Einheitszimmer

Von Bernhard Hertlein (Text)
und Stefan Hörttrich (Foto)
Köln (WB). Die Internationale Kölner Möbelmesse (IMM) räumt seit gestern auf mit dem Einheitszimmer. Die neuen Möbel werden höher oder breiter. Andere ducken sich ganz im Gegenteil, damit auch in der »Ein-Raum-Wohnung« noch möglichst viele Platz finden. Mehrere Hersteller haben den »Single« für sich entdeckt.

Ganz im Single-Trend liegt die Paderborner Wellemöbel GmbH. Ihr nagelneues »Ein-Raum-Wohnprogramm« zielt in unterschiedlichen Varianten sowohl auf den Auszubildenden, der sich seine erste »Bude« einrichtet, als auch auf den Trennungsfall, in dem sich einer der Ehepartner plötzlich auf kleiner Fläche neu einrichten muss, und schließlich auf die Seniorenwohnung, die dem Alleinlebenden Komfort bieten soll.
15 Millionen Menschen, so Wellemöbel-Marketingleiter Michael Laukötter, leben in Deutschland ohne Partner. In manchen Großstädten gebe es inzwischen mehr Single- als Familienhaushalte - eine Entwicklung, die nach Auskunft von Geschäftsführer Karl-Werner Loddenkemper auch Arte M (Oelde) dazu brachte, Design-Möbel für die Ein-Raum-Wohnung zu entwickeln.
Deutlich mehr Raum - und auch Geld - verlangt das neue Schlafzimmer des schweizerischen Herstellers Team by Wellis (Willisau). Dafür ist es nach Aussage von Verwaltungsrat Egon Babst auch »zum Einschlafen viel zu schade«. Das auf einem soliden Mittelfuß »schwebende« Doppelbett kann auf Knopfdruck elektrisch angetrieben um bis zu 360 Grad gedreht werden. So bietet es dem Ruhesuchenden täglich eine neue Einschlafperspektive.
Mit dem Raum spielt auch KFF - allerdings in anderer Weise als Team by Wellis. Der Lemgoer Hersteller von Desingmöbeln lässt seine neue Esszimmergarnitur »abheben«. Der Tisch misst dann 15 Zentimeter »über Normal«. Im Klartext: Statt bei 76 Zentimetern endet die obere Tischkante erst bei 91 Zentimeter. Die dazugehörigen Stühle - eine Mischung zwischen »Normal« und Barhocker - wurden entsprechend angepasst. So können sich zwei, von denen der eine beispielsweise stehend Kartoffeln schält und der andere sitzend und schon das erste Glas Wein genießt, »auf Augenhöhe« unterhalten.
Möbel sollen nicht nur etwas zeigen, sondern manchmal auch etwas verbergen. Die neuen Regalwände und Sideboards der ostwestfälischen Firma Pötter Einrichtungssysteme (Herzebrock-Clarholz) haben Raum, um einen Flachbildschirm verschwinden zu lassen. Statt auf einen schwarzen Bildschirm sieht der Besucher anschließend auf ein Kunstgemälde.
Nach Aussage von Dirk-Uwe Claas, dem Hauptgeschäftsführer des Verbandes der deutschen Möbelindustrie, braucht die Branche »Möbel, die Emotionen wecken«, um weiter aus der Krise herauszufinden. Die bis zum kommenden Sonntag dauernde internationale Messe in Köln wecke Lust, das ein oder andere Zimmer neu einzurichten.

Artikel vom 18.01.2005