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Laptop beim Großbrand künftig dabei

Uni-Team entwickelte Info-System

Von Andrea Pistorius (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Ein Verletzter steckt nach dem Verkehrsunfall zwischen Sitz und Airbags fest und kann nicht geborgen werden. Während Benzin aus dem rauchenden Autowrack tropft, versucht ein Feuerwehrmann, die sperrigen Ballons zur Seite zu drücken. Wo sitzt in diesem neuen Pkw-Modell nur der Deaktivierungsschalter? In Zukunft könnte ein Kollege auf Knopfdruck die rettende Antwort geben - dank eines an der Universität Paderborn entwickelten computergestützten Informationssystems.

Für den Maschinenbauer Prof. Dr.-Ing. Rainer Koch war das Projekt mit dem sinnfälligen Namen »SAFeR« in einer zunehmend technisch geprägten Umwelt längst überfällig. Zwei notwendige Voraussetzungen brachte der 51-Jährige selbst mit: zum einen verfügt er über fundierte Kenntnisse in der Computeranwendung und -integration in Konstruktion und Planung (Fachbereich C.I.K./Fakultät für Maschinenbau), zum anderen kann er auf langjährige Erfahrungen im freiwilligen Rettungsdienst verweisen - Koch ist Löschzugführer in Dortmund-Aplerbeck.
Und so entstand in nur 30 Monaten jene strategische und ablaufunterstützende Einsatzinformation für Feuerwehr und Rettungsdienst, kurz »SAFeR«, die von Projektpartnern in der nordrhein-westfälischen Feuerwehrspitze und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hoch gelobt wird. »Ein solches System möchten wir gern besser heute als morgen nutzen«, versicherte der Branddirektor der Feuerwehr Dortmund, Klaus Schäfer, der »SAFeR« auf seine Praxistauglichkeit hin getestet hat.
Alles, was ein Feuerwehrmann am Einsatzort wissen muss, steckt in einem Laptop mit Internetanschluss. »Wir können damit auf einen Bibliotheksanhänger verzichten«, beliebt Professor Koch zu scherzen. Per Mobiltelefon wird ein Kontakt zum Server an der Universität Paderborn hergestellt, und schon kann sich der Einsatzleiter durchklicken. Beim Chemieunfall im Güterbahnhof verrät die Software zum Beispiel sofort, welche Substanzen der Waggon mit dem codierten Hinweisschild geladen hat, wie sie aufgefangen werden können und welche Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen sind.
»Schnelle und detaillierte Informationen« soll das mobile System am Einsatzort preisgeben: Daran ist dem Maschinenbauer Rüdiger Harnasch und dem Informatiker Bo-Sik Lee gelegen, die an der Entwicklung von »SAFeR« beteiligt sind. Der Prototyp enthält nur eine Auswahl an möglichen Schadensereignissen, Sondereinsatzmitteln sowie Beschreibungen von Kraftfahrzeugen und anderen technischen Objekten. Er könnte problemlos erweitert und aktualisiert werden, wenn es denn einen öffentlichen Auftrag dazu gäbe.
Bis der kommt, tüfteln die Wissenschaftler um Prof. Koch an einer Fortsetzung von »SAFeR«, dem von der EU geförderten Projekt »SHARE«. Es handelt sich dabei um eine computergestützte Einsatzplanung bei komplexen Schadensereignissen, die die herkömmlichen Pläne an der Wand der Befehlszentrale ersetzen soll.
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Artikel vom 25.01.2005